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DAS ENTSCHEIDENDE DETAILHallo Feinde!

MITGLIED Wie nennt ein Italiener die Menschen in seiner Partei, ohne etwas Falsches zu sagen?

Don Camillo und Peppone, der katholische Priester und der kommunistische Bürgermeister – das war sie, die klassische Konstellation im ländlichen Nachkriegsitalien: Peppone war der „compagno“, der Genosse, Don Camillo der „amico“, der Freund der Christdemokraten. Nun scheint das auch die neue Hoffnung der italienischen Linken, Nichi Vendola, Präsident der Region Apulien, verstanden zu haben: „Addio Genossen, nennen wir uns Freunde!“ hat der Kopf der Partei SEL (Linke, Ökologie und Freiheit) seine, ja, „Freunde“ aufgefordert. Die Aufregung war groß.

Denn die zwei Begriffe stellen zwei unterschiedliche politische Welten dar: die Kommunistische Partei (PCI) und die Christdemokraten (DC), die beide aus dem antifaschistischen Kampf gegen Mussolini hervorgingen. „Genosse“ stand für eine Beziehung, die auf dem gemeinsamen Ideal gründet, „Freund“ legte ein eher an christlichen Werten orientiertes Verhältnis nahe. Mit den Jahren verloren sie aber beide an Ansehen. Aus dem „compagno“ wurde der sture Parteisoldat, aus dem „amico“ der korrupte Strippenzieher. Mit dem Ende der ersten Republik 1994 kamen neue politische Kräfte auf – und neue Namen. Berlusconi spricht zu seinem Wahlvolk nur als „Italiener“, die Lega Nord nennt ihre Aktivisten „Padani“ nach dem erträumten Teilstaat Padanien; die unverstandenen Genossen und Freunde, versuchten zusammenzufinden, um die neuen Formationen zu bekämpfen, schafften es aber nicht: Wie Don Camillo und Peppone eben, und da auch Lega und Berlusconi auf dem absteigenden Ast sind, klingen alle diese Namen veraltet und nostalgisch. Dass es nun eine Polemik um Vendola als Leader der Linken gibt, hat aber vor allem damit zu tun, dass es einen Machtkampf innerhalb der Opposition gibt. Und dafür fehlt den Italienern schon lange jedes Verständnis. RICCARDO VALSECCHI

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