Madsack bereinigt sich

MEINUNGS-EINFALT

Der Dienstag ist ein schwarzer Tag für die Pressefreiheit. Denn die droht zu erodieren, wenn die Medienlandschaft flurbereinigt wird, und genau dafür sorgt nunmal der Madsack-Konzern. Madsack ist das Mutterhaus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, das auch die Scheinkonkurrenz der Neuen Presse publiziert. Und am Dienstag eröffnet er im Stammhaus seinen schicken neuen Newsroom.

Auf deutsch bedeutet Newsroom Nachrichtenredaktion, aber es ist hipper, es als Newsroom zu bezeichnen, spätestens seit der coolen TV-Serie. Und wenn es darum geht, Personal und Inhalte einzusparen, sind schicke Bezeichnungen immer angebracht. Und darum geht es bei Madsack: Im neuen Newsroom arbeitet auch eine neue Redaktion – die Politik, Kultur- und Reportageredaktionen der zahlreichen Tageszeitungen ersetzt, die sich der Madsack-Konzern in den vergangenen Jahren einverleibt hat. Es sind recht viele, vorwiegend in Ost- und Norddeutschland: Neben der Märkischen Allgemeinen, der Leipziger Volkszeitung und den Dresdner Neuesten Nachrichten hat der Konzern unter anderem die Lübecker Nachrichten, das Göttinger Tageblatt, die Ostsee-Zeitung, die Peiner Allgemeine, die Schaumburger Nachrichten, die Wolfsburger Allgemeine und die Aller Zeitung unter seine Fittiche gebracht, aber wenn eine einzige Redaktion für alle die Inhalte bereitstellt, dann ist auch klar, dass die Vielfalt nur noch eine der Titel ist. Und keine der Meinungen. Dass dabei eine Reihe journalistischer Jobs beseitigt wird – okay, so etwas nehmen Medienschaffende stets mit einer gewissen Beklemmung zur Kenntnis. Vor allem aber bleibt auf der Strecke – die Wahrheit. Die nämlich ist nur in der Vielfalt der Perspektiven zu haben, schreibt John Stuart Mill. Und wo die Wahrheit schwindet, ist’s mit der Freiheit auch bald aus.  BES