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TAZ-TEAM DER WOCHE: KAIJA KUTTER & KAI SCHLIETER
: Ein Preis für einen sehr langen Atem

Mehr als fünf Dutzend Artikel haben beide über dieses Thema innerhalb weniger Wochen und Monate geschrieben: Kaija Kutter und Kai Schlieter, einerseits Leiter des taz-Reporterpools, andererseits Reporterin in Hamburg bei der taz.nord, sind immer am Ball geblieben. Typisch für beide: Rechercheure im gesellschaftlichen Schmutz mit Stehvermögen. Eben um nichts anderes als um Zustände mieser Art haben sie sich journalistisch gekümmert: Die Haasenburg-Heime für Jugendliche waren in, um das Mindeste zu sagen, fragwürdigem Zustand. Inzwischen sind diese Einrichtungen geschlossen – auch dank der Arbeit dieser KollegInnen. Für ihre Enthüllungen sind sie nun vom Journalistenverband Berlin-Brandenburg mit dem Preis „Langer Atem“ ausgezeichnet worden.

Bei der Preisverleihung am Dienstag in der Akademie der Künste in Berlin fühlten sich beide zu Recht für eine auch juristisch beinhart ausgetragene Berichterstattung angemessen gewürdigt: „Ich muss aufpassen, was ich sage“, sagte Kaija Kutter, um keinen Vorwand für presserechtliche Ahndungen zu liefern.

Fest steht: Sie haben katastrophale Zustände aufgedeckt. Die Jugendlichen wurden autoritären Erziehungsmethoden wie stundenlanger Fixierung und Antiaggressionsmaßnahmen unterzogen. „Mit unserem Material hätten wir mehrere taz-Ausgaben füllen können“, so Kai Schlieter. Ende 2013 kündigte das zuständige Ministerium für Bildung, Jugend und Sport in Brandenburg die endgültige Schließung der Einrichtung an. Dafür, dass die beiden JournalistInnen ihren Job ernst nehmen und hingesehen haben, sich nicht einschüchtern ließen und recherchierten, erhielten sie den Preis.

In der Laudatio von Roland Warin (vom TV-Sender N24) hieß es: „Kaija Kutter und Kai Schlieter haben über Monate hinweg zu dem so wichtigen Thema Gewalt in Kinderheimen Fakten um Fakten zusammengetragen, sich auch von Drohungen nicht einschüchtern lassen und mit ihren Veröffentlichungen dafür gesorgt, dass die Behörden endlich eingriffen – und dazu beigetragen, dass die skandalösen Zustände in drei Heimen ein Ende fanden.“ JAN FEDDERSEN

taz-Schwerpunkt zur Haasenburg: www.taz.de/haasenburg