LIEBESERKLÄRUNG: Gute Nacht
DIE LANDUNG AUF EINEM KOMETEN ERINNERT UNS AN ERHOLSAMEN SCHLAF DANK DER WELTRAUMFORSCHUNG
Erinnern Sie sich noch an die Teleshoppingwerbung für ein Kissen, das selbst dann noch seine Form behielt, als eine große schwere Walze drübergerollt war? Eine Walze! Es war unglaublich, was die gewieften Fernsehfritzen uns da verkaufen wollten. Das kann doch nicht wahr sein!, schimpfte das aufgebrachte Fernsehvolk und wollte schon zur dritten Folge der zweiten „Big Brother“-Staffel umschalten. Doch dann kam der Hinweis, der alle Zweifel beiseitewischte: Das Kissen komme direkt aus der Weltraumforschung.
Dann muss es top sein, denn Weltraum ist Zukunft – und Zukunft ist gut.
Überhaupt scheint nahezu jedes Schlafzimmerprodukt direkt den Hightechlabors der US-Weltraumbehörde Nasa entsprungen zu sein. Matratzen und Kissen bieten nur deshalb so übertrieben viel Unterstützung für die Wirbelsäule, weil der Kaltschaum zuerst Hunderte Kilometer entfernt für uns Verbraucher getestet wurde. Decken beinhalten Fasern, die so leicht sind und gleichzeitig dermaßen effektiv die Körperfeuchtigkeit ableiten sowie die Wärme unter der Decke halten (oder war es andersherum?), dass ein Dankgebet vor dem Schlafengehen an Nasa und ESA eigentlich nicht genug ist.
Denn wer mag noch über die Milliarden Euro, Dollar, Rubel und Yuan schimpfen, die in den Weltraum geblasen werden? Wir würden uns betten wie die Höhlenmenschen, wenn nicht tapfere Männer und Frauen und Roboter ins All geschickt würden, um immer neue tolle Produkttests durchzuführen. Wir sollten jetzt schon Platz schaffen im Schlafzimmer. Denn es wird bestimmt Großes und Kuscheliges, was uns die Raumsonde „Rosetta“ und ihr Landemobil „Philae“ bescheren werden: vielleicht einen flauschigen Pyjama oder ein süßes Kuscheltierchen. Natürlich unzerstörbar.
JÜRN KRUSE
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