Generalstreik legt Nigeria lahm

Ausstand auch am zweiten Tag befolgt, Ölpreise steigen. Armee greift Ölrebellen an

ABUJA rtr/taz ■ Am zweiten Tag eines landesweiten Generalstreiks in Nigeria sind die internationalen Ölpreise gestern in die Höhe geschossen. Nachdem Gewerkschaften mit einer Lahmlegung des Ölexports im größten Ölförderland Afrikas gedroht hatten, stieg der Preis der Referenzmarke Brent in London auf über 71 US-Dollar pro Barrel.

Zum Generalstreik hatte Nigerias Gewerkschaftsdachverband NLC aufgerufen, um gegen Benzinpreiserhöhungen zu protestieren. Der Streik gilt als erste Machtprobe für Nigerias neuen Präsidenten Musa Yar’Adua, der am 29. Mai vereidigt wurde und dessen Autorität wegen massiver Unregelmäßigkeiten bei seiner Wahl angeschlagen ist. Den Gewerkschaften zufolge befolgen 75 Prozent aller Beschäftigten landesweit den Streikaufruf.

In einer Demonstration der Härte eroberte Nigerias Militär unterdessen eine von Rebellen gehaltene Ölförderstation des italienischen Konzerns Eni im Nigerdelta. Die Station Ogbainbiri war am Sonntag von Rebellen überrannt worden. Nach amtlichen Angaben töteten Soldaten bei der Gegenoffensive in der Nacht zu gestern 12 Rebellen. Yar’Adua hat die Lösung des Konflikts in Nigerias Ölgebieten zu seiner Priorität erklärt. In einer Geste des guten Willens ließ er vor einer Woche Rebellenführer Dokubo Asari aus dem Gefängnis frei, nachdem die Rebellen eine einmonatige Feuerpause erklärt hatten. D.J.