: Gelbe Löwin
Mit Lencke Steiner hat die arg gebeutelte Bremer FDP eine prominente Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahlen 2015: Seit vier Jahren führt die 29-Jährige die Geschäfte der von ihrem Vater gegründeten W-Pack Kunststoff GmbH.
Bekannt geworden ist sie unter ihrem Mädchennamen Wischhusen. Unter dem wurde sie 2013 zur Vorsitzenden des Bundesverbands der Jungen Unternehmer gewählt, und unter dem tritt sie in der Vox-Show „Die Höhle des Löwen“ auf. Dort ist sie die Jurorin, der die Regie laut Süddeutscher Zeitung den Gesichtsausdruck „hochnäsiges Grinsen“ zugeteilt hat.
Wie fies! Vermutlich versucht sie zu lächeln. Selbst Steiners Mobilbox begrüßt alle Anrufer mit einem distanzlosen Moin, Moin! und duzt sie auch. Und wo’s eine gewinnträchtige Geschäftsidee gibt, pflegt die Bremerin keine Berührungsängste. So beherbergt das Firmengrundstück in Obervieland auch ein gepflegtes Bordell: Womit sonst ließen sich im Gewerbegebiet für Monteurszimmerchen Mieten von bis zu 50 Euro pro Tag zu erzielen?
Auch als Jungunternehmerfunktionärin hat Steiner geschlechterpolitisch Position bezogen: Ihr zufolge verursachen Frauen das „Gender Pay Gap“ selbst, indem sie sich schlecht bezahlte Jobs aussuchen. Und die Quote hält sie für „eine Diskriminierung des weiblichen Geschlechts“ – denn im BWL-Studium hat sie nicht gelernt, dass dieses Förderinstrument nur bei gleicher Qualifikation greift. Besonders schwärmt Steiner aber von der Mitarbeiterorientierung der Familienunternehmen – auch wenn die so ihre Tücken hat. Schließlich komme es vor, „dass Mitarbeiter versuchen, wie kleine Kinder einen auszuspielen“, so Steiner zur Deutschen Welle. Aber das kriegt man in den Griff, irgendwie braucht man sie ja für die Flachbeutelproduktion. Und irgendwie süß sind sie schon auch. BES
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen