In der Straßenbahn

Das nötige Kleingeld

Immer wenn in meiner Geldbörse 20- und 10- und noch kleinere Centstücke überhandnehmen, wandern sie in meine unterste Schreibtischschublade. Dort warten sie dann auf ihren Einsatz. Dieser Tage wollte ich mir ein BVG-Tagesticket zu 6,10 Euro kaufen. Ich klaubte also ausreichend Kleingeld aus der Schublade, stieg in die Straßenbahn und begann die Münzen am Ticketautomaten einzuwerfen. Das dauerte einige Zeit, es ging ja mehr oder weniger nur in 10-Cent-Schritten vorwärts. Plötzlich, es fehlten gerade noch 2,30 Euro zum vollen Betrag, fing das Münzfach zu leuchten an, ein Geldstück nach dem anderen purzelte aus der Maschine: Jackpot-Fieber in der Straßenbahn.

Ich versuchte es ein zweites Mal. Keine Chance.

Anderes Kleingeld hatte ich blöderweise nicht bei mir, und der 20-Euro-Schein in der Hosentasche half mir in dieser Situation auch nicht weiter – der ist nämlich zu groß für die Tramautomaten. Nach vier Stationen wechselte ich die Straßenbahn und probierte beim nächsten Ticketautomaten mein Glück. Auch der verkraftete die geballte Kleingeld-Ladung nicht, das Spiel begann von vorn. Entnervt setzte ich mich hin.

Prompt stiegen Kontrolleure zu. Ich deutete auf meine kleine Münztüte und erklärte mein Dilemma. Der Mittdreißiger wollte mir aber nicht so recht glauben und forderte mich auf, es noch einmal zu versuchen. Es fehlten noch 1,70 Euro, als es im Inneren des Ticketautomaten wieder rumorte. Zum Gaudium der Mitfahrenden begannen Dutzende Geldstücke zu purzeln. Aber da hatten die Kontrolleure längst die Geduld verloren und waren ausgestiegen. Und ich hatte eine tolle Schwarzfahrer-Ausrede entdeckt. MARTIN LANGEDER