„Handlungswille erkennbar“

SPENDEN Unicef startet eine Weihnachtskampagne zugunsten von Flüchtlingskindern aus Syrien

■ 69, leitet Unicef in Hamburg und erhielt für ihr Engagement für Kinderrechte das Bundesverdienstkreuz.

taz: Frau von Unruh, vor genau 25 Jahren trat die UN-Kinderrechtskonvention in Kraft. Was fordert Unicef für Kinder?

Dorothee von Unruh: Wir wünschen uns, dass die Kinderrechte endlich im Grundgesetz verankert werden.

Ihr diesjähriger Spendenaufruf soll syrischen Flüchtlingskindern helfen. Haben diese Kinder hier die gleichen Rechte?

Es gibt kein Land, das die Kinderrechte richtig einhält. Dennoch gilt seit 2010, dass Flüchtlingskinder dieselben Rechte haben wie die anderen Kinder. Die Weihnachtskampagne ist allerdings nicht die einzige Aktion, mit der wir Menschen aus Syrien helfen. Seit etwa drei Jahren gehen alle Spendenerlöse nach Syrien.

Im Vergleich etwa zu Libyen oder Libanon nehmen europäische Länder nur sehr wenige Flüchtlinge aus Syrien auf. Woran liegt das?

Auf Deutschland bezogen erkenne ich einen Handlungswillen der Bundesregierung. Trotzdem scheint sie im Umgang mit dem Flüchtlingsstrom hilflos. Das ist ein Problem, weil die Flüchtlinge aus Syrien traumatisiert sind und das Erlebte auf engstem Raum verarbeiten müssen, was natürlich unmöglich ist. Auffällig bei den syrischen Flüchtlingen ist, dass sie alle nach Syrien zurückkehren wollen, sobald dort Frieden herrscht.

Wie erklären Sie sich das?

Das ist mir bislang ein Rätsel. Die Flüchtlinge aus Syrien sind vielleicht anders vernetzt. Sie schreiben untereinander und halten ständig Kontakt in ihre Heimat. Fühlen Sie sich hier manchmal hilflos?

Nein, niemals. Das Konzept von Unicef geht auf. In Hamburg haben wir allerdings nur die Möglichkeit, die Projekte in den Entwicklungsländern finanziell zu unterstützen. Die Hilfe für syrische Flüchtlinge ist die größte Nothilfe, die Unicef jemals geleistet hat und immer noch leistet. Auch das Grußwort vom Astronauten Alexander Gerst hat verdeutlicht, dass dieses Problem weltweit alle Menschen angeht. Auch um diesem Tag zu gedenken.

Wie sieht die Hilfe von Unicef in Syrien aus?

Es hat lange gedauert, bis unsere Hilfsgüter dort überhaupt ankamen. Zunächst war es gar nicht möglich, dass ausländische Mitarbeiter vor Ort helfen konnten. So halfen Syrer Syrern, was neu war. Die Arbeit der Unicef-Mitarbeiter in Syrien ist sehr gefährlich. Durch die ständigen Kontrollen unterwegs oder die Gefahr von Bomben.  INTERVIEW: TGL

Start der Unicef-Weihnachtskampagne: 11.30 Uhr, Rathausmarkt 1