hamburger szene
: Vielen, vielen Dank

Mit der Behauptung, die Menschen interessierten sich nicht mehr für ihre Mitmenschen, muss an dieser Stelle endgültig einmal aufgeräumt werden. Denn: Sie stimmt einfach nicht.

Neulich war der Ständer an meinem Fahrrad kaputt. Die Feder, die ihn entweder hoch- oder runtergeklappt hält, ist gerissen, so dass er nur noch nach unten baumelte. Das Reparieren scheiterte an meiner Eile, das Abbrechen an meiner Kraft. So radelte ich einfach los, mit einem baumelnden Ständer an der Seite.

Es sollte eine der nervenaufreibensten Strecken meines Lebens werden. Keinem anderen Radfahrer entging der Schrott an meinem Rad. Kein Fußgänger schien anderes zu tun zu haben, als vorbeifahrende Räder auf Schäden hin zu inspizieren und die FahrerInnen darauf hinzuweisen. Nie wurde ich so oft von Autofahrern angehupt.

Irgendwann dann sah ich von Ferne einen Mann im blauen Arbeitsoverall. Mit einer Vollbremsung kam ich vor ihm zum Stehen. Ob er Werkzeug bei sich habe, fragte ich den verblüfften Handwerker. Der schüttelte den Kopf. Dann glitt sein Blick an mir und dem Rad herunter und blieb – na? – am Ständer hängen. „Sie…“ setzte er an. „Eben“ fuhr ich ihm ins Wort. Da fackelte er nicht lange, bückte sich nieder und riss den Ständer mit entschlossenem Griff einfach ab. Die Intensität meiner Dankbarkeit versetzte den hilfsbereiten Handwerker erneut in den Zustand der Verblüffung. Entspannt setzte ich meinen Weg fort. ELKE SPANNER