HERMANN-JOSEF TENHAGEN HAUSHALTSGELD
: Das Geld der Tontechniker

Als Finanzexperte muss man in diesen Tagen vor die Kamera. Dabei warten die drängendsten Fragen dahinter

Die Redakteurin, neben der ich am Montag im Frühstücksfernsehen sitze, bekennt offen, dass die Finanzmärkte nicht ihr Spezialgebiet sind. Mitten in der Krisenberichterstattung sucht sie nach Sicherheiten für ihre Zuschauer. Wird der Euro sterben, soll man Schweizer Franken kaufen? Oder Gold? Wie sicher sind die Ersparnisse in den Lebensversicherungen? Die üblichen Fragen.

Auf dem Weg in die Maske hält mich der Tontechniker auf: „Soll ich meinen Deka Rentenfonds verkaufen? Der hat viele italienische und spanische Staatanleihen drin.“ Ich frage zurück: „Wie hat er sich denn entwickelt?“ „Schlecht, schon 9 Prozent verloren!“ Tatsächlich schlecht.

Schon wieder ein Tontechniker. Tontechniker sind ein Phänomen. In der Welt von Funk und Fernsehen sind sie die Normalos. Handwerker, die beim Studiogast praktisch Hand anlegen. Muss das Mikro nun rechts oder links ans Jackett? – „Darf ich Ihnen mal in die Jacke greifen?“

Gleichzeitig haben sie die Fragen der Zuschauer auf den Lippen, suchen in Pausen das Gespräch über den Aktienfonds, das Tagesgeldkonto oder die Wohngebäudeversicherung. Sprechen über Rentenerwartungen und Pläne fürs Alter. Sie sprechen nicht nur. Wie viele Handwerker treffen sie auch praktische Vorkehrungen.

Bei diesen inoffiziellen Studiogesprächen geht es oft um viel Geld. Tontechniker halten ihre Kröten beisammen. Wenn wie jetzt das Krisenbarometer steigt, werden ihre Fragen dringlicher. Ist das Tagesgeld bei der ausländischen Bank tatsächlich sicher? Beraten darf ich als Chefredakteur von Finanztest gar nicht. Also versuche ich es mit Fragen, die wir auch im Test verwenden: Wie viel Geld haben Sie, wie viel Einkommen? Müssen Sie jemanden versorgen, wann brauchen Sie das Geld zurück? Laufen noch Kredite? Womit haben Sie Erfahrungen? Schlafen Sie gut bei Börsenturbulenzen?

Manchmal hilft auch eine einfache Auskunft wie im Studio des RBB bei einem anderen Termin. Dieses Mal sorgte sich ein Maskenbildner – auch jemand, der praktisch Hand anlegen muss. „Auf dem Girokonto sind deine Euros in Sicherheit, es gibt ja schließlich eine gesetzliche Garantie für die ersten 100.000 Euro. Und die Zinsen sind eigentlich auch ganz ordentlich.“ Die einfachsten Antworten machen gerade am zufriedensten.

Der Autor ist Chefredakteur von Finanztest Foto: Karsten Thielker