99 Prozent für den Ausstand

TARIFSTREIT Auch in NRW wollen Journalisten unbefristet streiken

Die Streiklust der Journalisten in Deutschland scheint ungebrochen. Bei der Urabstimmung in Nordrhein-Westfalen stimmten knapp 99 Prozent für den unbefristeten Ausstand. Das teilten die beiden Gewerkschaften Deutscher Journalistenverband (DJV) und Ver.di am Freitag in Düsseldorf mit. Zuvor hatten sich bereits die Journalisten in Baden-Württemberg dafür ausgesprochen zu streiken – ebenso fast einstimmig.

„Wir sind sehr begeistert von den Ergebnissen“, sagte Anja Zimmer, Geschäftsführerin des DJV in NRW, der taz. Die hohe Zustimmung zeige, wie groß der Frust bei den Journalisten sei. Der Zeitungsverlegerverband NRW wollte keinen Kommentar abgeben.

Die Zeitungsverleger wollen die Gehälter der Redakteure um 5 Prozent senken. Besonders kritisiert wird, dass Berufseinsteiger je nach Berechnung zwischen 15 und 30 Prozent weniger bekommen sollen. DJV und Ver.di fordern eine allgemeine Gehaltserhöhung von 4 Prozent.

„Die Leser in NRW müssen sich darauf einstellen, dass die Zeitungen dünner werden“, sagte Zimmer. Noch haben die Gewerkschaften aber noch nicht zum unbefristeten Streik im Westen aufgerufen, zunächst werden bis Sonntag die Warnstreiks fortgesetzt. Diese haben bislang noch nicht dazu geführt, dass Zeitungen in nennenswert geringerem Umfang erschienen wären.

Die Tarifverhandlungen werden auf Bundesebene geführt, da bei den Zeitungen ein Flächentarifvertrag existiert. Fast ein Jahr dauern die Verhandlungen schon, acht Runden blieben bislang ohne Ergebnis.

Die Verleger haben stets die schwierige wirtschaftliche Lage der Zeitungshäuser betont. Dass es ihnen wirklich so schlecht geht, bezweifeln die Gewerkschaften. Anfang August wollen sich die Beteiligten zu weiteren Gesprächen treffen, der genaue Termin steht noch nicht fest. In Bayern beginnt die Urabstimmung am kommenden Mittwoch. SEBASTIAN ERB