Sonnendecks unter der Lupe

Der Senat möchte die Zahl von Solaranlagen in der Stadt deutlich erhöhen und hat besonders sanierungsbedürftige Mietshäuser im Visier

Einen geeigneteren Ort hätten sie kaum wählen können. Der Panoramablick über Berlin vom 17. Stock eines Hochhauses machte eindrucksvoll auf die vielen ungenutzten Dächer aufmerksam – und das war ganz im Sinne der Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Denn diese Flächen seien für solarthermische Anlagen – die Wasser wie Wohnräume erwärmen – wie geschaffen. „Solarenergie ist die wichtigste Quelle erneuerbarer Energie“, betonte die Senatorin am Mittwoch vor der Presse. Gerade für die Mieterstadt Berlin mit rund 140.000 Mehrfamilienhäusern stelle Solarthermie eine ökologisch sinnvolle und wirtschaftlich machbare Energieversorgung dar. Mit ihrer Schirmherrschaft über die Kampagne „Erdgas+Solar XXL“, die von der Berliner Energieagentur (BEA) und der Gasag initiiert wird, will sich Junge-Reyer nun für den Durchbruch dieser Form von Wärmeversorgung starkmachen.

Die Kampagne informiert über Möglichkeiten der kombinierten Nutzung von Solarwärme mit Erdgas. „27 Prozent der Deutschen wollen mit Solarwärme heizen. Dieses Modell rechnet sich gerade im mehrstöckigen Wohnungsbau“, erklärte der Pressesprecher des Bundesverbands Solarwirtschaft, Sebastian Fasbender. Denn dort könnte bis zu einem Drittel der Energie eingespart werden.

„Große solarthermische Anlagen sind in Berlin bisher eine Seltenheit“, sagte Andreas Prohl, Vorstand der Gasag. Ziel sei es, das Konzept auf die Berliner Wohnungswirtschaft auszuweiten, nachdem in Ein- und Zweifamilienhäusern schon bereits über 6.000 kleine und mittlere Anlagen errichtet wurden. „Wir wollen die Anzahl solarthermischer Anlagen bis Ende 2008 von bisher 400 auf 800 Stück verdoppeln. Zudem sollen jährlich zehn Prozent der 5.000 ohnehin zu sanierenden Mehrfamilienhäuser mit Solaranlagen ausgestattet werden“, so der Plan von Michael Geißler, Geschäftsführer der BEA. Die einzelnen Haushalte könnten dann zehn Prozent ihrer Heizenergie durch die Sonne geliefert bekommen, gleichzeitig würden die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen reduziert.

Um nun möglichst schnell geeignete Dächer für die Installation von solarthermischen Anlagen in Berlin zu finden, setzt die BEA auf die Mithilfe von engagierten Schülern, Studenten und Azubis. Nach einem halbtägigen Workshop sollen diese als „Solaragenten“ bis zum 12. September in ihrem Kiez nach passenden Dächern fahnden.

Und nicht nur dort: „In den Familien gehen Klimadebatten oftmals von Kindern aus. Mit der Kampagne gewinnen sie ein Bewusstsein dafür, wie man mit der Produktion von Energie umgehen kann“, so Junge-Reyer. Für gemeldete, taugliche Dächer werden Preise verlost; so winkt zum Beispiel eine Woche Adventure-Urlaub für zwei.

Catherine Kimmle

Alle Information zu der Kampagne und zum Dachcheck unter www.berliner-solaragenten.de