„Ein Schritt in die richtige Richtung“

DIE DREI FRAGEZEICHEN

WAS? Die Republikaner schimpfen über Obamas Einwanderungsdekret. Es betrifft vor allem Migranten aus Lateinamerika.

1Herr Ruiz, ist das die Einwanderungspolitik, auf die Sie gewartet haben?

Juan Carlos Ruiz: Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Drittel unserer Gemeinschaft – 3 bis 4 Millionen Leute – können jetzt Anträge stellen. Aber ein Weg zur Staatsangehörigkeit fehlt. Und viele erfüllen die Bedingungen nicht. Ihre Überwachung und Kriminalisierung wird noch zunehmen.

2Was bedeutet das Dekret für die Einwanderer, die in den letzten Monaten in die USA kamen, insbesondere die Minderjährigen?

Die humanitäre Krise an der Grenze betrifft nicht nur Kinder. Es kommen Tausende aus Honduras, wo ganze Familien vor Gewalt fliehen. So wie das Dekret aussieht, haben die Kinder wohl eine Chance, Asyl zu bekommen. Aber die Eltern nicht. Damit verfallen wir wieder in den Fehler, Familien zu trennen.

3Wird das Dekret die politische Haltung von US-Hispanics ändern?

Es mag dazu führen, dass sie bei den nächsten Wahlen Demokratisch wählen. Aber sehr viele bleiben skeptisch. Wir müssen mit den Wurzeln der Migration umgehen. Wir müssen sagen, dass die Leute weiter kommen, so lange in unseren Heimatländern so viel Gewalt herrscht, dass es dort beinahe unmöglich ist, in Frieden zu leben.

INTERVIEW: DOROTHEA HAHN

Juan Carlos Ruiz, 45, ist Immigrationsbeauftragter der Bischofskonferenz von Long Island, New York