Viele Rückkehrer – keine Planstellen

Rund 1.600 Mitarbeiter des privatisierten Krankenhauskonzerns LBK haben angekündigt, zur Stadt Hamburg als Arbeitgeber zurückzukehren. Dort werden Krankenpfleger, Ärzte und Laborkräfte kaum in ihrem Beruf arbeiten können

Eine schlichte Feststellung kann auch eine eindringliche Warnung sein: „Hamburg hat keine Krankenhäuser mehr.“ Was Volker Bonorden, Sprecher des Personalamtes der Stadt Hamburg, so einfach dahersagt, ist für rund 1.600 Arbeitnehmer bald ein großes Problem. Denn die Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Laborkräfte und sonstigen Mitarbeiter des inzwischen privatisierten Landesbetriebes Krankenhäuser (LBK), die nun zur Stadt als Arbeitgeber zurückkehren, können kaum auf Jobs in ihrem erlernten Beruf hoffen. „Sie werden bei der Stadt jede denkbare Tätigkeit annehmen müssen“, sagt Bonorden.

Wenn der Sprecher des Personalamtes auch nicht beabsichtigt hat, eine Warnung an die Rückkehrer auszusprechen, so hat er doch ein Interesse daran, dass es so verstanden wird. Noch läuft die Frist, innerhalb derer rund 6.000 der 11.000 LBK-Bediensteten entscheiden können, ob sie zur Stadt zurückkehren oder beim jetzigen Klinikeigentümer Asklepios GmbH bleiben (taz berichtete). Spätestens am 10. Juli sind alle individuellen Bedenkfristen abgelaufen. Schon jetzt aber ist offensichtlich, dass weit mehr Männer und Frauen Asklepios den Rücken kehren, als der CDU-Senat damals beim Verkauf prophezeit hatte. Damals kündigte der Senat an, der Kreis der Rückkehrwilligen werde sehr klein sein, denn die Beschäftigten bekämen mit der Asklepios GmbH einen Arbeitgeber, der seinem Personal Entwicklungschancen biete. Die aktuellen Zahlen aber sprechen eine ganz andere Sprache: An die 1.600 Mitarbeiter haben die Rückkehr zur Stadt bis dato angemeldet.

Für die Stadt bedeutet das, dass sie 1.600 Mitarbeiter beschäftigen muss, für die es keine Stellen gibt. Und: Die Rückkehrer müssen nicht nur auf neue Stellen verteilt werden – sie müssen auch bezahlt werden. Unabhängig davon, auf welchem Job sie bei der Stadt landen, haben sie weiterhin Anspruch auf ihre alte Vergütungsgruppe. 1.600 Beschäftigte über Plan – das kostet.

Bei der Stadt hofft man darauf, dass Asklepios das Ruder noch rumreißt und sich den Beschäftigten als attraktiver Arbeitgeber anpreist. „Wir hoffen, dass Asklepios um die Leute kämpft“, sagt Bonorden. „Wir setzen darauf, dass die Geschäftsleitung wertschätzend mit den Leuten umgeht und sie bittet, im Unternehmen zu bleiben.“

Asklepios-Sprecher Rudi Schmidt beteuert, dass das Unternehmen bei den Rückkehrwilligen tatsächlich für den Verbleib werben will. Erst zu Juli 2008 würden die Mitarbeiter bei Asklepios ausscheiden und wieder bei der Stadt anheuern. „Das gibt uns die Gelegenheit, noch einmal in Ruhe mit den Leuten zu sprechen.“ Das Argument, mit dem Asklepios überzeugen will: „Wir haben viel Arbeit. Die Zahl unserer Patienten steigt kontinuierlich.“

Das Personalamt macht keinen Hehl daraus, dass die Rückkehrer auch bei der Stadt kaum ihren Traumjob bekommen werden. Da es keine vakanten Planstellen im großen Stil gibt, werden die alten neuen Kollegen „mal hier, mal da“ eingesetzt, kündigt Bonorden an. Im Bedarfsfalle müssten sie an Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen und jede Stelle annehmen, die ihnen zugewiesen wird.

Auch Elmar Willebrand aus der Asklepios-Geschäftsleitung bekräftigt, dass Asklepios „die besseren Aussichten auf ein erfülltes Arbeitsleben im erlernten Beruf bietet“. Allerdings bezieht sich die Werbung um die Kollegen nur auf die aus den medizinischen Branchen. So wird laut Asklepios-Sprecher Schmidt jede Stelle nachbesetzt, die nötig sei, um „die Patientenversorgung auf 100 Prozent zu halten“. In der Verwaltung und Krankenhauslogistik hingegen werden mit dem Weggang der Mitarbeiter Stellen abgebaut. ELKE SPANNER