MIT BUSSEN GEGEN DIE RASSENTRENNUNG

Es war ein durchaus idealistisch gesinnter Oberster US-Gerichtshof, der im Jahr 1954 eine Politik guthieß, die die Folgen der Rassentrennung in den öffentlichen Schulen zu reparieren suchte. Die Formel des Zusammenlebens von Schwarzen und Weißen lautete bis zur Bürgerrechtsbewegung: „Separate but equal“, etwa: „Getrennt, aber gleich“. Die Absicht des Urteils Brown gegen Board of Education war es, die Folgen von zweihundert Jahren Sklaverei und Segregation dadurch zu heilen, dass den Schulbehörden auferlegt wurde, nichtweißen Kindern durch eine positiv-rassistische Förderung zu ihrem Recht der Gleichbehandlung zu verhelfen. Im Supreme-Court-Urteil von 1971 erlaubte es der Gerichtshof den Schulen, Integration zu einer Priorität zu machen, auch wenn es keine positiven Auswirkungen auf die Ausbildungsqualität habe. „Die Schüler auf eine pluralistische Gesellschaft vorzubereiten“ sei oberstes Ziel, so die Richter. Am Donnerstag urteilte das Oberste Gericht mit knapper Mehrheit, dass es nicht verfassungskonform sei, Kindern aufgrund ihrer Rasse und ethnischen Zugehörigkeit einen Schulplatz zuzuweisen. Die Verfassung sehe keine Sonderbehandlung farbiger US-Bürger vor. Diese hätten vielmehr ein garantiertes Recht auf Gleichbehandlung. Die „grausame Ironie“ dieses Urteils, schrieb der liberale Richter Paul Stevens in der Begründung seiner Ablehnung der Mehrheitsmeinung, sei, dass es sich in seiner Argumentation just auf das Präzedenzurteil Brown beziehe, dieses aber „seiner ganzen Kraft und seines Geistes beraube“. AW