Wulff und die Schlesier
: Populistisch und schäbig

Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Die Mehrheit der organisierten Schlesier mag das Deutschland-Treffen der Vertriebenen als Gelegenheit zum Kaffeekränzchen und Treffen mit Bekannten gesehen haben. Die anti-polnischen und revanchistischen Töne waren auf der Veranstaltung jedoch nicht zu überhören. Und deshalb war der Auftritt von Niedersachsens CDU-Ministerpräsident Christian Wulff nicht nur populistisch, sondern auch schäbig.

KOMMENTAR VON KAI SCHÖNEBERG

Zwar bemühte sich Wulff, klar Position gegenüber den rechtslastigen Forderungen der Schlesier zu beziehen: Er kritisierte die allgegenwärtigen Entschädigungsforderungen und distanzierte sich vom Limburger Weihbischof Gerhard Pieschel, der die aus ihrer Heimat von den Israelis „vertriebenen“ Palästineser mit dem Schicksal der Schlesier gleichsetzte.

Aber Wulff versuchte auch, bei den Schlesiern auf Stimmenfang zu gehen. Sein Erscheinen wertete die Tagung der Vertriebenen zudem unnötig auf. Dabei hat auch Wulffs Partei die Oder-Neiße-Grenze längst anerkannt. So ist das Erscheinen des CDU-Bundesvizes auf der gestrigen Veranstaltung ein Affront gegen alle Bemühungen von Kanzlerin Angela Merkel, das deutsch-polnische Verhältnis zu kitten.

Dabei zeigen es doch die Umfragen: Mit Blick auf die Landtagswahl am rechten Rand zu fischen, hat Wulff gar nicht nötig.