Obama: „Entscheidung akzeptieren“

UNRUHEN In der Nacht zu Dienstag kommt es im ganzen Land zu Protesten. Häuser brennen, die Polizei setzt Tränengas ein. Allein in der Region um Ferguson werden 80 Menschen festgenommen

FERGUSON ap, rtr, afp | Wut, Gewalt, Schüsse: US-Geschworene haben sich gegen eine Anklage im Fall Michael Brown in Ferguson entschieden und damit einen Proteststurm ausgelöst. Überall in den USA wurde in der Nacht zu Dienstag dagegen demonstriert, dass der weiße Polizist Darren Wilson nach seinen tödlichen Schüssen auf den unbewaffneten Afroamerikaner Michael Brown nicht angeklagt wird. Am Ort des Geschehens in Ferguson schlug der Protest in Gewalt um. Im Großraum gab es mehr als 80 Festnahmen.

Der Staatsanwalt, der die Entscheidung der Grand Jury (siehe oben) verlas, verwies darauf, dass die Geschworenen „die Einzigen sind, die jeden Zeugen gehört und jedes Beweisstück gesehen haben“. Viele Zeugen hätten widersprüchliche Aussagen gemacht, die mit den Beweisen nicht zusammengepasst hätten.

Obama sagte, trotz aller Empörung einiger Amerikaner müsse der Beschluss der Geschworenen akzeptiert werden. „Wir sind eine auf Rechtsstaatlichkeit gegründete Nation, deshalb müssen wir die Entscheidung der Grand Jury akzeptieren“, sagte er noch vor deren Verkündung im Weißen Haus. Er räumte aber auch ein: „Es ist eine Tatsache, dass in zu vielen Teilen dieses Landes ein tiefes Misstrauen zwischen Polizei und farbigen Einwohnern besteht.“

Nach der Verkündung der Entscheidung kamen vor der Polizeiwache von Ferguson, in der Wilson stationiert war, Hunderte Menschen zusammen. „Diese Mörder müssen gehen“, skandierte die Menge. Über dem Vorort der Großstadt St. Louis im Bundesstaat Missouri kreisten Hubschrauber. Später eskalierten die Proteste: Schaufenster und Autoscheiben wurden eingeworfen, ein Polizeiauto ging in Flammen auf, die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menge zu zerstreuen. Bis zum Abend waren die meisten Demonstranten nach Hause gegangen, Plünderungen und Schüsse wurden aber noch weit nach Mitternacht gemeldet. Am Dienstagmorgen stieg noch immer Rauch aus einigen in der Nacht in Brand gesteckten Geschäften, etliche Bürgersteige waren von Scherben übersät.

Auch in anderen US-Städten gab es nach der Entscheidung Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. In der Ostküstenmetropole New York, in Boston und Chicago wie auch in Seattle und Los Angeles an der Westküste gingen zahlreiche Menschen friedlich auf die Straßen. In Washington demonstrierten Hunderte Menschen vor dem Weißen Haus.