Stasiakten gefragt

Akten-Beauftragte Birthler: Schlussstrich wäre lächerlich

BERLIN taz ■ Mehr und mehr Menschen wollen wissen, was die Staatssicherheit der DDR über sie erschnüffelt hat. Die Zahl der privaten Anträge auf Akteneinsicht stieg gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf 97.000. „Das scheint kein Strohfeuer zu sein“, meinte Marianne Birthler, die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, und verwies auf ähnlich hohe Zahlen zu Jahresbeginn. Die Gründe dafür sah sie am Dienstag vor allem darin, dass nun eine neue erwachsene Generation Fragen an die Eltern stellt. Die gestiegenen Zahlen sieht Birthler als Beleg dafür, dass die Aufarbeitung der DDR-Geschichte nicht abgeschlossen ist. Auch in Westdeutschland setze sich langsam die Einsicht durch, dass die Stasi kein rein ostdeutsches Thema war. Die Behörde müsse ihre Arbeit weiterführen, denn „es ist lächerlich, zu verlangen, nach 17 Jahren einen Schlussstrich zu ziehen“. Daneben wird die Behörde derzeit kritisiert, weil sie 54 ehemalige Stasi-Mitarbeiter beschäftigt. Birthler nannte dies eine „personalpolitische Hypothek“. Die CDU-Politikerin Maria Michalk verlangte, dass diese Mitarbeiter zumindest versetzt werden sollten. Dies wäre ein „Akt der Fairness gegenüber den Opfern der Stasi“. AB