„Plastik tötet Tiere“

Vortrag Eine Meeresbiologin erklärt, warum man weniger Tüten benutzen sollte

■ 46, die Meeresbiologin ist seit zwei Jahren Meeresschutzreferentin beim BUND.

taz: Frau Ziebarth, wann haben Sie das letzte Mal am Strand Plastikmüll gefunden?

Nadja Ziebarth: An Pfingsten war ich auf Langeoog. Am Strand habe ich Plastikteile gefunden und entsorgt.

Warum gibt es so viel Plastik am und im Meer?

Das liegt zum einen am Tourismus: Wenn Urlauber an der Küste sind und ihren Müll nicht mitnehmen. Eine weitere Quelle ist die Fischerei. Viele sogenannte Geisternetze, also gerissene Fischernetze, treiben im Meer. Die letzte Hauptquelle ist die Schifffahrt. Da werden Gegenstände oft einfach über Bord geworfen.

Was ist das für Plastik?

Alles mögliche: Tüten, Verpackungen, Joghurtbecher und kleinteilige Sachen wie Feuerzeuge. Hinzu kommt der Müll aus der Industrie.

Worin besteht die Gefahr für die Umwelt?

Das Meer ist eine regelrechte Plastiksuppe. Plastik braucht 300 bis 400 Jahre, bis es abgebaut ist, und jedes Jahr kommen etwa 6,4 Millionen Tonnen weltweit hinzu. Außerdem verletzt und tötet der Müll Tiere.

Inwiefern?

Tiere verwechseln Plastikteile mit Nahrung. Insbesondere Vögel schlucken den Müll, können ihn aber nicht verdauen und verenden. Meeressäuger verheddern sich in den abgerissenen Netzen. Da sich Plastik bis in Kleinstteile zersetzt, nehmen auch Muscheln und Fische diese Stoffe auf. Der Fisch landet dann bei uns auf dem Tisch.

Ist das gefährlich für uns?

Ja, kann es sein. In Plastik sind Weichmacher und andere Chemikalien enthalten. Diese Stoffe wirken hormonell und können krebserregend sein.

Sollten Plastiktüten verboten werden?

Ein Verbot von Plastikprodukten ist unrealistisch. So viele Dinge sind aus Plastik. Aber es gilt, Alternativen zu finden. Papiertüten, Stoffbeutel oder Plastiktüten, die recycelbar sind, zum Beispiel.

Was können wir selbst tun?

Im Alltag finde ich, sollte jeder für sich rumexperimentieren. Dabei kann sich jeder die Frage stellen: Was kann ich tun? Ich finde, nicht jedes einzelne Teil, das man sich kauft, braucht eine extra Tüte. Entweder, man bringt eine Tüte mit, oder man packt alles in eine. INTERVIEW: L. Koch

Vortrag „Plastik im Meer“: Haus der Wissenschaft, 11 Uhr