Windharfen und Mondspringer

Mit einem „Entdeckerpark“ wird heute der erste Teil des erweiterten Universum Science Centers eröffnet. Die Kosten dafür hat sich Investor Carlo Petri überwiegend aus Steuern finanzieren lassen

von Jan Zier

Heute Mittag wird der neue Außenbereich des „Universum Science Centers“ eröffnet. Die neue Attraktion nennt sich „Entdeckerpark“ und versammelt auf über 4.000 Quadratmetern 25 Experimente rund um das Thema „Bewegung“. Sie ist Teil einer Erweiterung des Wissenschaftsmuseums, zu der auch eine so genannte „Schaubox“ gehört, die aber erst im Oktober dieses Jahres fertiggestellt wird. Die Gesamtkosten belaufen sich auf gut 7,5 Millionen Euro. Den Löwenanteil von 5,9 Millionen Euro finanziert dabei die Öffentliche Hand. Nur für den Rest von 1,5 Millionen Euro musste Universum-Betreiber Carlo Petri selbst aufkommen.

Petri gibt sich gleichwohl generös. Ja, die Hauptattraktion des „Entdeckerparks“ habe er privat finanziert, lässt er wissen. Es ist ein 750.000 Euro teurer „Turm der Lüfte“, eine 27 Meter hohe Konstruktion aus verzinktem Stahl und einer Holzverschalung aus sibirischem Lärchenholz. Drinnen geht es auf vier Ebenen um die „Bewegung der Luft“. Eine Windharfe steht da beispielsweise, deren Saiten durch die Schwingungen des Windes angestoßen werden. Die Töne sind, je nach Windgeschwindigkeit, lauter oder leiser, und mit zunehmendem Wind werden neben den Grund- auch die harmonisch passenden Obertöne hörbar. Eine Etage weiter filtern stählerne Resonanzröhren mal mehr, mal weniger tiefe Töne aus den Umgebungsgeräuschen, ähnlich wie Schneckenhäuser. Ein roter Plastikstrippenwald soll Wind sichtbar machen. Nebenan veranschaulicht ein 15 Meter langes Fallrohr Erdbeschleunigung und Luftwiderstand. Und am höchsten Punkt hat Petri noch ein kleines „Himmelsfenster“ aus einer stählernen Box schneiden lassen – aus dem sich meditativ in den wolkenverhangenen Himmel blicken lässt.

Gut drei Millionen BesucherInnen zählte das Universum seit seiner Eröffnung vor fast sieben Jahren, 1.300 pro Tag. Es darf damit als eines der wenigen Erfolgsprojekte der jüngeren bremischen Investitionsgeschichte gelten, zumal mehr als drei Viertel dieser Gäste nicht aus Bremen stammen, eine mehrstündige Anreise hinter sich haben. Rund vier Stunden verbrachten sie bislang durchschnittlich im „Science Center“ – zukünftig sollen es sechs werden, und zwar das ganze Jahr über, nicht nur an den museumsverdächtigen Regentagen. Eine „eierlegende Wollmilchsau“ möchte das Universum sein, sagt Petri, eine, für die man einen richtigen Tagesausflug nach Bremen unternimmt – und zwischendurch auch die in der „Schaubox“ entstehende Gastronomie nutzt.

Deren Architektur ist im Gegensatz zum markant-walförmigen Universum allerdings eher konventionell geraten – ein mit einem üppig dimensionierten steinernen Vorplatz ausgestatteter Kubus aus Glas, Stahl und Beton, mit 700 Quadratmetern Fläche für Sonderausstellungen. Als erstes wird hier die Firma Hachez das Thema „Chocolade“ inszenieren.

Draußen setzt man fürs erste auf den Jo Jo-Effekt: Am Eingang des „Entdeckerparks“ empfängt einen der so genannte „Mondspringer“. An zwei Griffen hängend hüpfen seine BenutzerInnen nach oben, wie ein Jo Jo zieht einen das rotierende Gewicht entgegen der Schwerkraft bis zu vier Meter in die Höhe. Irgendwie so sollen sich auch die AstronautInnen auf dem Erdtrabanten fühlen. Alle anderen mögen sich dabei vielleicht an den Space Park erinnert fühlen. Ein wenig jedenfalls.