DAS WETTER: IM KELLER DER STADT

Günther Brackmann hatte seit Jahren die Sonne nicht gesehen. Er saß, längst vergessen, im Keller seines Senders. Brackmann war Reporter. Er kannte die große Stadt wie seine Westentasche. Das glaubte er jedenfalls, allerdings war er schon seit Jahren nicht mehr draußen unterwegs gewesen. Dabei war er als rasender Reporter bekannt auf den Straßen, bei den Zuschauern: „Hallo Leute, hallo Brackmann“, hatte er jede Reportage begonnen, und der Gruß war sein Markenzeichen geworden. Oft hatte man ihn beim Metzger oder Bäcker so begrüßt. Doch nun saß er hier unten fest. Seit Jahren hatte ihn kein Auftrag mehr erreicht, und so hätte er auch gar nicht gewusst, was er berichten sollte. Selbst die Putzfrau hatte ihn aus den Augen verloren. Um seinen Schreibtisch herum sammelten sich Brotkrümel und Obstreste. Der letzte Dreck, dachte Brackmann, ich bin der … Moment mal! Das ist doch ein knorke Thema für eine Stadtreportage: „Menschen auf verlorenem Posten.“ Günther Brackmann entstaubte bereits sein Mikrofon. Jetzt würde es aufwärts gehen …