Lebensstil Heimwerkerei

MADE BY ME Geschenke selbst basteln ist nicht schwer und ziemlich angesagt. Anregungen gibt es in Blogs und Zeitschriften genug. Und wer eine persönliche Anleitung braucht, kann Kurse zum Selbermachen besuchen

■ Kurse:

■ Nadelwald, Friedelstraße 11, Neukölln, Workshops „Papierprojekte unter der Nähmaschine“, jeweils am 2. und 4. Dezember www.nadelwald.me

■ DaWanda Snuggery, Windscheidstr. 19, Charlottenburg, DIY-Kurse jeden Do. von 18 bis 21 Uhr dawanda.com/s/Snuggery

■ Drucksalon, Brunnenstraße 73, Wedding, nächster Siebdruckkurs für Anfänger am 13. Dezember drucksalon.blogspot.de

■ Knitknit Berlin, Linienstraße 154, Mitte, Kurs „Geschenke aus dem Wollkorb“ am 13. Dezember knitknit.de

■ Perlerei Berlin, Lenbachstr.7, Friedrichshain, „Weihnachstbasteln mit Perlen“, jeden Adventssonntag 11 Uhr, www.perlerei.de

■ Blogs:

blog.etsy.com/de

blog.dawanda.com/category/do-it-yourself

youandiheartdiy.blogspot.de

cut-magazine.com/blog

eigenwerk-magazin.de

weupycle.de

VON ULRIKE SCHATTENMANN

Auf dem Arbeitstisch liegen handtellergroße Glitzersterne in Rot, Gold und Blau, Swantke Wendt hat sie aus beschichteten Papierbögen ausgeschnitten. Hübsches Dekoelement, könnte man meinen, aber die Sterne sind mehr als das: Sie sind mit feinem Garn zusammengenäht, ganz so, als wären sie aus Stoff. „Man kann die Sterne wie Beutel benutzen und Süßigkeiten oder andere Überraschungen darin verstecken“, sagt Wendt. „Ideal für personalisierte Adventskalender.“

Wer Anregungen für ein selbst gemachtes Geschenk sucht, muss sich keine Sorgen machen – das Angebot ist überwältigend. Nähen, Stricken, Holzarbeiten sind angesagt wie nie. Aus einer kleinen Bewegung engagierter Do-it-yourself-Heimwerker ist ein Lebensstil geworden mit einer eng vernetzten Community. Es gibt gefühlt täglich neue Blogs und YouTube-Videos zum Thema.

Vom Hausmütterchen-Image hat man sich längst verabschiedet, Zeitschriften wie Cut, Makemake oder Eigenwerk sind so anspruchsvoll und modern gelayoutet wie zeitgeistige Independent-Magazine.

Wendt ist seit drei Jahren in der Szene aktiv. Die Damenschneiderin und Designerin gibt Tutorials im Internet, aber auch Workshops in ihrem Neuköllner „Nadelwald“, einem Hybrid aus Geschäft und Nähcafé. Vorne hängen selbst entworfene Designerstücke, im Hinterzimmer stehen Arbeitstische mit Näh- und professionellen Overlockmaschinen, so wie sie in der Industrie üblich sind. Hier kann man lernen, wie man einfache Kleidungsstücke, etwa T-Shirt-Kleider, selbst fertigt. Oder aus Schabrackenstoff, Filz und Leder Trendschmuck in geometrischen Formen herstellt. Noch rechtzeitig vor Weihnachten gibt es den Kurs zum Paper-Vernähen.

„Selbstgemachtes steht hoch im Kurs, und ein handgemachtes Geschenk ist viel persönlicher als industrielle Massenware“, sagt Ina Froehner, Pressesprecherin von DaWanda. Das zeige auch der Ansturm auf die Do-it-yourself Kurse in der „Snuggery“. So heißt der dieses Jahr in Charlottenburg eröffnete Concept Store von DaWanda, dem Onlinemarktplatz für Handgemachtes und Design. Die Kurse finden einmal die Woche statt, sie sind kostenlos und daher oft nach wenigen Stunden ausgebucht. Die Themen sind ebenso vielfältig wie die DIY-Community: Sie reichen von der Veredelung ausgedienter Bilderrahmen über Drahtkörbeflechten bis hin zum Memoboardbasteln. Die Dozenten sind Kreative, die oft selbst auf DaWanda verkaufen – oder die Snuggery benutzen, um Werbung für ihr eigenes Kursangebot zu machen. So wie zum Beispiel Nadja Girod. Die Designerin, die wunderschöne grafische Elemente auf Textilien druckt, bietet in ihrer Werkstatt Siebdruckkurse für Anfänger oder Fortgeschrittene an. Bedruckt werden können T-Shirts, Stofftaschen, Babybodys und natürlich Papier. „Siebdrucken ist toll, weil man ein Motiv ganz leicht vervielfältigen kann“, sagt sie. Ruckzuck hat man 20 Geschenke beisammen, die trotzdem alle eine persönliche Handschrift tragen.

■ Bösner Künstlerbedarf, Marienburger Straße 16, Prenzlauer Berg und Franklinstraße 12/Hof II, Charlottenburg, www.boesner.com

■ Frau Tulpe (Stoffe und Nähzubehör), Veteranenstr. 19, Mitte, www.frautulpe.de

■ Hobbyshop Wilhelm Rüther, Goltzstraße 37, Schöneberg. Filialen in Prenzlauer Berg, Spandau und Tegel, www.hobbyshop.de

■ Idee. Creativmarkt, Wilmersdorfer Straße 108–111, Kant-Center, Charlottenburg. Weitere Filialen im KaDeWe und in der Mall of Berlin am Leipziger Platz, www.idee-shop.de

■ Modulor im Aufbau-Haus, Prinzenstraße 85, Kreuzberg. Das wohl bekannteste Fachgeschäft für Künstlerbedarf in Berlin, www.modulor.de

Anregungen zuhauf finden Kreative auch bei Modulor, einem Warenhaus für Architektur- und Künstlerbedarf und Anlaufstelle für alle, die mit eigenen Händen etwas erschaffen wollen. Nirgendwo sonst in Berlin kann man so viele Materialien und Werkstoffe in Kleinstmengen kaufen: etwa neutrale Papiertüten, Blechdosen aus der Verpackungsindustrie, farbiges Plexiglas oder Stempel, mit denen man Weihnachtskarten bedrucken kann. Wem die Motive nicht gefallen, bastelt sich einfach einen eigenen. Bei Modulor vorrätig sind auch Stempelgummiplatten, die ähnlich wie beim Linolschnitt bearbeitet werden.

Sehr praktisch sind auch die Einzelteile für Lampen – verschiedene Drahtgestelle, spezielle Klebefolie in unterschiedlichen Farben und Leuchtenpendel – aus denen man ähnlich einem Bausatz eine Lampe basteln kann. Man braucht dazu gar nicht so viel kreativen Schöpfergeist, nur etwas Geduld. Oder das Set zum Mobile-selbst-Bauen mit filigranen Bügeln aus Draht. Einfach Fotos draufkleben, und fertig ist das persönliche Foto-Mobile! Hobbyschneidern werden die Textiletiketten gefallen, die, im Kragen eingenäht, auf den Hersteller hinweisen. Es gibt sie in verschiedenen Schrifttypen und Farben, aber die Botschaft ist immer gleich: „Made by me.“

Wer sich kreativ austoben will, dafür aber nicht viel ausgeben kann, sollte die Kunst-Stoffe, Zentralstelle für wiederverwendbare Materialien e. V. in Pankow besuchen: Dort findet man ein gut sortiertes Materiallager mit Resten und „Abfällen“, die sich zur Weiternutzung eignen – zum Beispiel Holz, Farben, Stoffe, Folien und Acrylglas. Die Materialien werden sehr günstig abgegeben und sind teilweise neuwertig. Es gibt sowohl Offene Werkstätten als auch verschiedene Workshopangebote, die Umweltbildung mit Kreativitätsförderung verbinden.