heute in bremen: „Ein unverwechselbares Gesicht“
Um ein Uhr nachts wird Jörg Immendorffs „Affentor II“ am „Brill“ aufgestellt
Frau Pfister, Sie schlagen sich die Nacht mit Jörg Immendorff um die Ohren. Warum?
Rose Pfister: Als Referentin für Kunst im öffentlichen Raum fühle ich mich dazu verpflichtet – ich möchte vor Ort sein, falls irgendetwas Unvorhergesehenes passiert. Außerdem finde ich es persönlich spannend, bei der Aufstellung eines solchen Kunstwerks dabei zu sein.
Was könnte passieren?
Wenn wir Pech haben, ist das Zeitfenster zu eng. Ab vier Uhr fahren die Straßenbahnen wieder, denen wir während der Arbeiten den Strom abklemmen müssen. Die Bronzeskulptur wiegt immerhin fünf Tonnen, da müssen schwere Kräne ran.
Worin liegt für Sie der besondere Reiz von „Affentor II“?
Der „Brill“ erhält damit ein unverwechselbares Gesicht. Die Skulptur selbst lässt für jeden eine Deutungsmöglichkeit zu, ist also im besten Sinn populär. Für die Dauer der Immendorff-Ausstellung in der „Weserburg“, die als „ungewollt erste Präsentation des Werkes nach dem Tod des Künstlers“ firmiert, wurde vor dem Bahnhof eine ebenfalls meterhohe Immendorff-Skulptur aufgestellt.
Will sich Bremen zur Immendorff-Stadt mausern?
Überhaupt nicht. Es ist reiner Zufall, dass das alles jetzt so kurz nach seinem Tod passiert.
Die Ankündigung zeugt nicht von metropolregionalem Bewusstsein: In Oldenburg läuft schon seit Pfingsten eine beachtliche Immendorff-Schau.
In der Tat. Aber während in Oldenburg nur Zeichnungen gezeigt werden, will die „Weserburg“ auch Malerei und Skulpturen präsentieren. Und „Affentor II“ bleibt uns als Leihgabe von privaten Sammlern mindestens zehn Jahre erhalten. Fragen: HB
Offizielle Einweihung: 11 Uhr, „Brill“
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