Wirtschaft fordert mehr Studienplätze

HOCHSCHULEN Die Arbeitgeber, aber auch die Hochschulrektoren befürchten, dass Tausende Abiturienten draußen vor den Unitüren bleiben könnten. Sie fordern zusätzliche Millionen von Bund und Ländern

BERLIN taz | Das Bundesbildungsministerium hat die Länder aufgefordert, zum Wintersemester ausreichend Studienplätze zu schaffen. „Es wäre ein verheerendes Signal, wenn Schulabsolventen aus Platzmangel ihr Studium verzögert aufnehmen oder ganz darauf verzichten müssten“, sagte ein Sprecher von Ministerin Annette Schavan (CDU).

Der Arbeitgeberverband BDA, der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hatten zuvor gemeinsam an Bund und Länder appelliert, den aktuellen Run auf die Hochschulen zu nutzen und akzeptable Studienbedingungen zu schaffen. Derzeit fehlten 50.000 Studienplätze. „Bund und Länder sind gemeinsam gefragt, angesichts weiter steigender Studierendenzahlen das Finanzvolumen für den Hochschulpakt II zu erhöhen“, so ein BDA-Sprecher.

Den Hochschulpakt schlossen Bund und Länder das erste Mal 2006, um zusätzliche Studienplätze zu schaffen. Derzeit gehen sie davon aus, dass bis 2015 335.000 zusätzliche Studienplätze gebraucht werden. BDA, BDI und HRK befürchten, dass das nicht ausreicht. Sie fordern, allein für das nächste Jahr noch einmal 300 Millionen Euro zusätzlich zu investieren. Doch der Bund lehnt es ab, seinen Anteil von derzeit knapp 5 Milliarden Euro weiter aufzustocken. Er hofft stattdessen auf die Länder. Man erwarte, dass diese ihre finanziellen Anstrengungen erhöhten und die Hochschulen alle Möglichkeiten ausschöpften, die ihnen der Hochschulpakt biete, sagte der Sprecher von Ministerin Schavan.

„Annette Schavan muss von der Ausbaubremse runter“, mahnt dagegen der hochschulpolitische Experte der Grünen, Kai Gehring. Arbeitgeber und Hochschulen hätten recht: „Bund und Länder müssen den Hochschulpakt jetzt zügig ausbauen.“ ANNA LEHMANN