Publizistik-Preis für Lisa Ortgies

TRIBUT Moderatorin von frauTV für frauenrechtliche Haltung ausgezeichnet

BERLIN taz | Sie habe ein „feministisches Burn-out“, sagt Lisa Ortgies, Moderatorin des Magazins frauTV vom WDR in Köln. Hervorgerufen sei das durch ein „feministisches Bore-out“: Langeweile. Die wiederum sei verursacht durch Männer, die schon beim Wort Feminismus abschalten. Aber auch durch Frauen, die meinen, dass alles schon getan sei in Sachen Gleichberechtigung.

Feminismus jedenfalls treibt die TV-Journalistin um. Das spricht sie offen aus, dafür steht sie ein, und dafür hat sie jetzt den Luise-Büchner-Preis für Publizistik bekommen.

Als Hommage an Luise Büchner – Schwester von Georg Büchner, Schriftstellerin und Frauenrechtlerin – verleiht die Luise-Büchner-Gesellschaft in Darmstadt den Medienpreis zum dritten Mal. Erste Preisträgerin 2012 war Ex-taz-Chefin Bascha Mika, die gleich mal die Laudatio für Ortgies hielt.

Mika, inzwischen Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau, bescheinigte ihrer Fernsehkollegin das Image einer „modernen Feministin“: keine Entschuldigungen dafür, dass sie sich als Frauenrechtlerin bezeichne (als solche ist frau ja häufig so schlecht anschlussfähig) und auch keine Säcke als Kleider (gängiges Feministinnenklischee aus den Achtzigern).

Es ist nicht überliefert, ob sich Ortgies selbst so beschreibt. Dass sie aber „Humor und Sexappeal“ bei Feministinnen und beim Feminismus gut aufgehoben findet, ist belegt. Beides hatte sie zum Anspruch erhoben, als sie 2008 Alice Schwarzers Nachfolge bei deren Zeitschrift Emma antrat. Das stieß nicht auf das Wohlwollen von Deutschlands oberster Frauenrechtlerin. Das Blatt, Schwarzer und Ortgies trennten sich nach nur zwei Monaten. Was folgte, war eine kleine Schlammschlacht. Frau gegen Frau: Für manche ein Bore-out par excellence. SIMONE SCHMOLLACK