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Daniél Kretschmar hört auf den Sound der Stadt

Grad wollt hier wieder so ein Sommerlochlamento aufs Papier, à la „Is’ nix los in der Stadt, selbst im Fernseher läuft nur Scheiße und dann auch noch das Wetter, man ist ja dankbar, wenn es mal nicht regnet und die Temperatur über 15 Grad Celsius steigt“. Aber nein! Das soll hier nicht geschehen, so billige Zeilenfüllerei wäre unangemessen, ununterhaltsam und überhaupt unprofessionell. Un! Unun! Un! Stattdessen soll lieber dem Auftrag dieser Kolumne entsprochen werden und auf interessante Konzerte in der kommenden Woche hingewiesen werden, von denen es tatsächlich mehr gibt, als man denken mag.

Da wären zunächst zwei Veranstaltungen am Montag zu erwähnen. Zuallererst natürlich die Indierock-Heroen aus dem goldenen Zeitalter des Genres, den frühen 1990ern, Sebadoh. Die haben zwar seit über zehn Jahren kein Album mehr veröffentlicht, aber seit der Reunion am Touren offensichtlichen Spaß, den zu teilen sich auf jeden Fall lohnt. Wahlweise lässt sich zur gleichen Zeit der poppige Noise-Sound der New Yorker Band Crystal Stilts goutieren, die ihr tanzbar rockiges Set im Comet Club darbieten werden.

Daselbst gibt sich am Mittwoch Horse the Band die Ehre, die originellerweise Metalcore mit Spielkonsolensounds vermischen und dabei eine recht anregende Gesamtstimmung zwischen Super-Mario und Walhalla erzeugen. Wiederum gleichzeitig sind mit Sepultura Giganten des Metal im SO36 zu Gast. Brasiliens legendärer musikalischer Export hat in den 27 Jahren seines Bestehens nicht nur Meilensteine des besonders harten Rocks wie „Roots“ und „Chaos A.D.“ veröffentlicht, sondern sich auch mit großem sozialen und politischem Engagement einen Namen gemacht, das viele ihrer sich mit mystizistischen und esoterischen Ideologemen vermarktenden Kollegen doch sehr vermissen lassen.

■ Sebadoh: Festsaal Kreuzberg, Mo., 21 Uhr

■ Crystal Stilts: Comet Club, Mo., 21 Uhr

■ Horse the Band: Comet Club, Mi., 20 Uhr

■ Sepultura: SO 36, Mi., 18 Uhr

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