Mehr Familie im Knast

RESOZIALISIERUNG Schleswig-Holstein will Gefangene mit mehr Familienzeit für die Freiheit fit machen

Zwar gibt es Lockerungen für Gefangene, aber die Arbeitspflicht bleibt

Mit einem neuen Gesetz will die Landesregierung in Kiel Gefangene frühzeitig und umfassend für ein Leben in Freiheit wappnen. Darauf zielt der Entwurf eines Landesstrafvollzugsgesetzes, den das Kabinett gestern gebilligt hat. Im Frühjahr soll ein Beschluss der Regierung folgen.

Vorgesehen sind Beratungsleistungen, soziale Trainings und Therapien sowie vielfältige Arbeits- und Qualifizierungsangebote. Zudem soll der offene Vollzug gestärkt werden, besonders durch bessere Unterbringungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, sagte Justizministerin Anke Spoorendonk (SSW).

Lockerungen der Haftbedingungen seien ein wichtiges Erprobungsfeld für die Wiedereingliederung, sagte die Justizministerin. Dabei würden die Gefangenen weiterhin sicher im Strafvollzug untergebracht, aber besser auf das Leben draußen vorbereitet. Der beste Schutz der Gesellschaft sei es, wenn Gefangene so unterstützt würden, dass sie in Freiheit nicht wieder straffällig würden, sagte Spoorendonk.

Zudem sollen die Auswirkungen des Gefängnisaufenthalts auf die Familien der Gefangenen gemindert werden – etwa durch häufigere Besuche. Untersuchungen hätten zudem ergeben, dass sich die Rückfallgefahr durch solche familienorientierte Maßnahmen minimiere, sagte Spoorendonk. Die generelle Mindestbesuchszeit will die Ministerin auf zwei Stunden im Monat verdoppeln. Die täglichen Aufschlusszeiten im Gefängnis sollen ausgeweitet werden.

Anders als in einigen anderen Ländern rüttelt Schleswig-Holstein aber nicht an der Arbeitspflicht für Gefangene.  (dpa)