Die Werbepause

Die Anzeige erstreckt sich über eine komplette Seite in der Bild-Zeitung. Auf Deutsch und auf Türkisch spricht die Fast-Food-Kette McDonald’s ihre Anteilnahme mit der Familie der verstorbenen Tugce Albayrak aus.

Zugegeben, eine recht ungewöhnliche Aktion für einen Großkonzern wie McDonald’s. Auf den ersten Blick überrascht das. Ein Blick auf die Hintergründe könnte daher eine Erklärung liefern. Da die Polizei derzeit noch ermittelt, sind bisher kaum sichere Details über den Tathergang bekannt.

Medien und soziale Netzwerke verbreiten derweil Gerüchte und geben sogar McDonald’s-Mitarbeitern eine Mitschuld an Tugces Tod: „Zeugen werfen den Mitarbeitern vor, nicht schnell genug eingeschritten zu sein und die Herausgabe von Wasser verweigert zu haben“, heißt es zum Beispiel im Focus.

Auf der Facebook-Seite von McDonald’s Deutschland sehen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits einem Shitstorm ausgesetzt. „Habt ja noch nicht mal Courage gezeigt mitzuhelfen, geschweige denn, die Polizei zu rufen“, lautet der Kommentar einer Nutzerin auf die Kondolenzbekundung, die McDonald’s auch auf Facebook gepostet hat. Ein anderer Nutzer geht sogar noch weiter: Nach ihm habe „McDonald’s Offenbach einen großen Einfluss auf Tugces Tod“.

Auch wenn das alles vage Mutmaßungen sind, negative Gerüchte sind für einen Großkonzern wie McDonald’s schlecht. Das Unternehmen hat auf Facebook mit allein 54 Millionen Abonnenten in Deutschland eine große Reichweite. Ein Shitstorm kann den Ruf einer Marke schädigen – Barilla lässt grüßen. Allein aus wirtschaftlichen Gründen muss also McDonald’s da schon gegensteuern.

Die Kondolenzanzeige erschien zwar nur in der Frankfurter Ausgabe der Bild-Zeitung, hat aber dennoch eine tägliche Reichweite von fast einer halben Millionen Lesern. Zusätzlich wird auch die Beileidsbekundung gerade fleißig über die sozialen Netzwerke geteilt – natürlich auch mit dem Slogan „Bei McDonald’s Deutschland arbeiten Menschen aus 138 Nationen friedlich zusammen“.

Es fehlen zwar die Fakten zum Tathergang, dass McDonald’s die Anzeige aus reiner Menschlichkeit geschaltet hat, bleibt allerdings zweifelhaft. NOP