Der Traum vom Platz an der Uni

Am Sonntag endet die Bewerbungsfrist für die NC-Studiengänge der Unis. Dabei übertrifft die Zahl der Anwärter die der Plätze um ein Vielfaches. Einen sicheren Einstieg versprechen nur Nischenfächer

VON REGINA FINSTERHÖLZL

Für viele Berliner AbiturientInnen ist noch völlig unklar, ob sie auch in Berlin studieren können. Denn nicht nur sie wollen hier studieren: Plätze an den Universitäten der Hauptstadt sind bundesweit begehrt. Und angesichts ihrer schlechten finanziellen Ausstattung vergeben Freie, Technische und Humboldt-Universität die Plätze für Studienanfänger seit einigen Jahren nur noch im Bewerbungsverfahren. Dafür ist die Abinote sehr wichtig – der Berliner Durchschnitt lag dieses Jahr bei 2,5.

Welche Aussichten Berliner AbiturientInnen auf einen Studienplatz in Berlin haben, hängt vom Studiengang ab. Mit einer durchschnittlichen Berliner Abinote erreicht man bei vielen Fächern nur mit Mühe den Numerus clausus (NC). Diese „Ausschlusszahl“ wird nicht von den Unis festgesetzt, sie hängt von der Anzahl der Bewerbungen ab – es ist die schlechteste Note, mit der ein Abiturient noch zugelassen wurde. Für Biologie, Medizin oder Politikwissenschaft brauchte man letztes Jahr die Eins vor dem Komma. „Am meisten Bewerber pro Studienplatz haben wir derzeit für Europäische Ethnologie und ‚Musik und Medien‘ “, sagt Joachim Baeckmann, Leiter des Studierendenservice der HU, der für die Zulassung zuständig ist. „Dort lag das Verhältnis bei 13:1, der NC bei 1,5.“

Es gibt auch Studiengänge, bei denen letztes Jahr alle BewerberInnen – egal mit welcher Note – zugelassen wurden. An der HU und FU waren dies beispielsweise Vorderasiatische Archäologie, Koreastudien, indische Kunstgeschichte oder Neogräzistik, aber auch Informatik, Mathematik und Gartenbauwissenschaften. Für die technisch Begabten sieht es sowieso besser aus: An der Technischen Universität ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass alle BewerberInnen um einen Studienplatz aufgenommen werden können.

Die Humboldt-Universität erwartet für dieses Semester 25.000 Bewerbungen, hat aber nur 4.000 Studienplätze für Neulinge zu vergeben, verteilt auf 78 Studiengänge. „Viele Abiturienten bewerben sich an mehreren Universitäten – und nehmen dann natürlich nur einen Studienplatz an“, sagt Joachim Baeckmann. Denn bei den meisten Studiengängen regelt jede Uni das Auswahlverfahren selbst, man kann sich nicht zentral bewerben – „ein hoher Verwaltungsaufwand“, findet Baeckmann. Es gebe Überlegungen, das zentrale Zulassungsverfahren auf weitere Studiengänge auszuweiten. Dabei bewirbt man sich nur einmal. Je besser die Note, desto größer die Chance, an der gewünschten Universität genommen zu werden. Bisher wird dies nur für sechs Studiengänge zentral durchgeführt, beispielsweise für Medizin.

Will man sich im Studium künstlerisch bilden, ist die Abiturnote eigentlich egal: An der Universität der Künste (UdK) gibt es keinen einzigen NC-Studiengang. „Wir sind eine Kunsthochschule und wählen deswegen nach künstlerischer Begabung aus“, sagt Anita Panknin, die Leiterin des Referates für Studierendenangelegenheiten an der UdK. Das sei aber noch kein Grund zur Entwarnung, denn, so Panknin, von den rund 5.000 BewerberInnen zum kommenden Semester werde nur ungefähr jeder zehnte einen Studienplatz bekommen.

Für die meisten heißt es also: bewerben, abwarten und hoffen. Neben der Abinote spielen auch Wartezeit und Kriterien wie Berufserfahrung eine Rolle. Und wer es in der ersten Runde trotzdem nicht schafft, hat vielleicht im Losverfahren Glück – damit werden die Plätze besetzt, an denen Studienanwärter kurzfristig doch kein Interesse mehr hatten.