Sinnfragen im Kinosaal

REIHE Von Kafka bis Kaurismäki: Zusammen mit dem örtlichen Filmkunstkino Cine K widmet sich die Oldenburger Universität „Philosophie und Film“

Bin ich, wenn ich zwar denke – aber nur als Teil einer Computersimulation existiere? Diese Seinsfrage stellte 1973 Rainer Werner Fassbinders „Die Welt am Draht“, und als der Science-Fiction-Mehrteiler vor einiger Zeit im Oldenburger Cine K gezeigt wurde, redeten sich danach einige Studierende sowie an Philosophie interessierte Laien über dieses Problem die Köpfe heiß.

Um „Studierenden einen interdisziplinären und kulturell ansprechenden Raum zum Nachdenken zu eröffnen“ – so heißt es in einer Selbstdarstellung –, gründete Samuel Klar an der Oldenburger Universität vor einigen Jahren eine Veranstaltungsreihe, in der Lehrende und Lernende anhand filmischer Beispiele philosophische Themen verhandelten. Zuerst zeigte Klar, heute Geschäftsführer der Fakultät für Human- und Gesellschaftswissenschaften, Filme per Beamer in Uni-Räumlichkeiten sowie in Lehrveranstaltungen, für die es sogar Leistungsnachweise gab. Vor zwei Jahren wurde dann das Konzept verändert: Seitdem ist die Fachschaft Philosophie für Themen- und Programmauswahl verantwortlich, und gezeigt werden die Filme im kleinen Saal des Cine K in der „Kulturetage“.

In jedem Semester gibt es ein Leitthema, nach „Psychoanalyse & Film“ sowie „Gesellschaft & Film“ gibt es in diesen Monaten „Utopie und Dystopie“ zu sehen: Bis in den Februar laufen jeweils donnerstagabends „anspruchsvolle“ Filme zum Thema – heute Abend etwa John Hillcoats apokalyptisches Roadmovie „The Road“. Fußend auf einem Roman von Cormac McCarthy, spielt es beängstigend intensiv ein Szenario vom Ende der Welt durch.

Am 11. Dezember folgt mit Luis Buñuels „Das Gespenst der Freiheit“ filmischer Surrealismus, bei dem eine konventionelle Dramaturgie dem freien Gedankenspiel geopfert wurde. Mehr Pessimismus liefert am 18. Dezember Orson Welles’ eigenwillige Adaption von Franz Kafkas „Prozess“.

Nach der Weihnachtspause geht es am 15. Januar weiter mit einem besonders philosophischen Regisseur: Wie eigentlich alle Figuren in Aki Kaurismäkis Filmen ist auch „Der Mann ohne Vergangenheit“ ein Stoiker, den sich die antiken Griechen kaum vollkommener hätten wünschen können. Für die Zukunft dürfte es gerne etwas weniger akademisch zugehen: Die Frage etwa nach dem „Geist in der Maschine“ ließe sich ja sehr reizvoll auch anhand eines Popcorn-Genrefilms wie „Transformers“ verhandeln.  HIP

jeweils Donnerstag, Cine K / Kulturetage, Oldenburg. Das Programm: www.cine-k.de/programm/reihen/10004.philosophie_und_film