KOMMENTAR: MARCO CARINI ÜBER KREBS-URSACHENFORSCHUNG
: Schwache Indizienkette

Die Initiative wird genauer sagen müssen, wie die Ursache bestimmt werden kann

Die Kontroverse ist aus der Elbmarsch bekannt: Ist ein benachbartes Atomkraftwerk – dort das AKW Krümmel – dafür verantwortlich, dass auffällig viele Menschen an Krebs erkrankten? Mehr als zehn Jahre diskutierten Anwohner, Mediziner und Politiker diese Frage, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.

Expertenkommisionen wurden gebildet und wieder aufgelöst, Gutachten und Gegengutachten präsentiert und angezweifelt – und am Ende hieß es: Außer Spesen nichts gewesen. Und das, obwohl sich vor allem Leukämie häufte, die häufig in Verbindung mit einer früheren Strahlenbelastung der Betroffenen steht.

In Wewelsfleth aber treten Krebsarten, die strahlungsbedingt sein können, nicht in erhöhtem Maße auf. Auch die Nachbargemeinden zeigen hier keine Auffälligkeit. So schwach wie die Indizienkette für eine AKW-verursachte Krebshäufung ist da die Forderung der Bürgerinitiative, die Landesregierung solle „die Ursache für das Krebscluster in Wewelsfleth“ finden.

Dass das nicht einfach ist, weiß auch die Initiative. Sie wird daher genauer sagen müssen, wie die Ursache aus ihrer Sicht eindeutig bestimmt werden kann. Ansonsten setzt sie sich dem Vorwurf aus, die Krebshäufungen für eine Panikkampagne zu instrumentalisieren.

Und wer gute Argumente gegen die Atom-Nutzung hat, sollte sich hüten, auf schwächere zu setzen.