IM SCHWIMMBAD
: Die Bikinikdiebe

Vorm Prinzenbad eine Schlange bis zum Kotti

Blöd, wenn der heißeste Tag des Jahres und der erste Tag der Schulferien aufeinander fallen. Ins Schwimmbad wollten wir nämlich trotzdem. Also los, egal. Unterwegs rief eine Freundin an. Vor dem Prinzenbad sei eine Schlange bis zum Kotti, ganz Kreuzberg riebe dort seine schwitzenden Körper aneinander wie sonst nur am Wochenende im Berghain. Also Planänderung. Vielleicht hatte ja in Neukölln niemand Bock zu baden.

Im Columbiabad war dann nicht nur ganz Neukölln, sondern noch mindestens zwei weitere Berliner Bezirke. Auf der Suche nach einem einigermaßen ruhigen Liegeplatz entdeckten wir ganz hinten, dort wo es aussah, als wäre das Schwimmbad schon zu Ende, eine Lichtung. Versteckt zwischen Büschen und Bäumen erstreckte sich das anbetungswürdigste Stück Rasen, das man sich vorstellen kann. Halbschatten. Keine Menschen. Kein Lärm. Ein kleines Paradies, nur für uns.

Nach den Handtüchern und Klamotten fielen schnell auch unsere Bikinioberteile ins Gras. Wenn das mit der nahtlosen Bräune diesen Sommer nämlich noch hinhauen sollte, dann aber mal los. Irgendwann rissen uns Stimmen aus unserem rammdösigen Halbschlaf. „Ladys, dürfen wir mal kurz stören?“ Zwei Securitys warfen ihre baumhohen Schatten auf uns. „Passt bloß auf, wenn hier irgendwelche Araber oder Türken ankommen. Die ziehen euch ins Gebüsch.“ „Und dann?“ Grinsen. Ach, und was mit den Deutschen sei, fragten wir. „Ganz ehrlich, die machen so was nicht. Ich darf das sagen, ich bin selber Araber“, sagte der Größere. Der andere nickte.

Wir sollten sofort Bescheid geben, wenn irgendwas sei, sagten sie dann noch. Und dass es doch schade um uns wäre, wenn … Wir verabschiedeten uns freundlich und schauten zu, wie ihre Silhouetten kleiner wurden. Den Rest des Tages blieben immer zwei von uns bei den Handtüchern. Man kann ja nie wissen.

FRANZISKA SEYBOLDT