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: Offensives Spiel, defensive Fans

OBERLIGA Beim 4:0 des BFC in Lichterfelde blieben befürchtete Ausschreitungen aus

Das Spiel endete 0:4. Das war das Resultat auf dem Rasen. Fast wichtiger aber war der Ausgang auf den Rängen. Keine Gewalt. Kein Ausbruch. Keine Festnahmen. Und das bei einer Party, die noch Mitte der Woche auf der Kippe gestanden hatte.

Der Lichterfelder FC traf am Sonntag zum Saisonauftakt der sechstklassigen Oberliga Nord auf den BFC Dynamo. Ein Spiel von großer Brisanz, schließlich war es noch eine Woche zuvor zu schweren Auseinandersetzungen gekommen: Anhänger des Ostberliner Clubs hatten beim DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern den Gästeblock gestürmt und mehrere FCK-Fans verletzt.

Am Dienstag noch hatte der LFC deshalb erwogen, auf das Spiel gegen Dynamo zu verzichten. Am Mittwoch entschied sich der Verein aber für das Spiel. Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) und der BFC begrüßten die Entscheidung. Mit einem Appell und einem Transparent setzten der LFC und Dynamo im Stadion ein Zeichen: „Gemeinsam gegen Gewalt“.

„Wir müssen das Spiel zu einer Demonstration des gewaltfreien Fußballs machen und zeigen, dass wir – die friedfertigen und sportbegeisterten Menschen – in der Mehrheit sind“, hatte der LFC vorher seine Mitglieder und Fans zum Erscheinen aufgerufen. Der Appell war erfolgreich. „Normalerweise kommen etwa 150 Fans plus Mitglieder“, erklärte LFC-Sprecher Norman Arnold. Am Sonntag seien 614 zahlende Fans ins Stadion gekommen. Darunter etwa 300 Fans des BFC Dynamo, die, durch Bauzäune abgetrennt, ihr Team unterstützten.

Der BFC ging von Beginn an offensiv in das Spiel. Ein Vergleich wie David gegen Goliath sei es, hatte Arnold noch vor dem Anpfifff gesagt. Und so wurde es relativ schnell einseitig. Nach 20 Minuten fiel das erste Tor für den BFC durch Kevin Gutsche. David Schimmelpfennig erhöhte zehn Minuten vor der Halbzeit auf 2:0 für die Gäste. Deren Fans feuerten ihr Team unterdessen immer wieder an: „Dynamo! Dynamo!“, schallte es in einer friedlichen Atmosphäre von den Rängen.

Ein „normales“ Spiel war es aber nicht. Polizisten und externes Sicherheitspersonal beobachteten die Situation in- und außerhalb des Stadions. Olaf Fechner, erster Vorsitzender des LFC, rechnet mit 3.000 Euro für Sicherheitsmaßnahmen. Im Durchschnitt zahle der Verein nur 100 Euro für die Sicherheit eines Spiels.

Auch auf den Rängen war das Pokalspiel des BFC gegen Kaiserslautern noch ein Thema. „Ich verstehe immer noch nicht, wie das passieren konnte“, fragte sich einer der Lichterfelder Fans mit Blick auf den BFC-Block: „Aber heute sind alle sehr friedlich.“

In der zweiten Halbzeit setzte sich der BFC weiter durch. Der Gastgeber kam nur zu wenigen Chancen. Shergo Biran und Maciej Kwiatkowski erhöhten auf den 4:0-Endstand für Dynamo. „Wir hätten gerne noch ein Tor gemacht“, so Arnold nach dem Spiel. Unterdessen beobachtete eine Polizeihundertschaft auch die Abreise der Dynamo-Fans. Es blieb ruhig, sodass sich alle Seiten über ein friedliches Fußballfest freuen konnten.

Zeitgleich kam es zu einem zweiten Berlin-Derby in der Oberliga. Der Berliner Meister und Oberliga-Aufsteiger BFC Viktoria verlor dabei 1:3 gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Union Berlin. Türkiyemspor Berlin hatte bereits am Samstag als Absteiger aus der Regionalliga mit einer 0:2-Niederlage gegen den amtierenden Oberliga-Meister SV Greif Torgelow begonnen. Dieser hatte nach der vergangenen Saison auf sein Aufstiegsrecht verzichtet.

CHRISTIAN WYREMBEK