PORTRÄT HERTHINHO
: Problembär

Wenn in deutschen Landen ein Bär auftaucht, dann kann es nur ein Problembär sein. In Bayern schießt man Problembären gerne mal ab. In Berlin hat es die Gattung des Problembären auch nicht leicht. Ein Vertreter dieser bedrohten Art namens Knut wurde erst bejubelt, dann von Bärendamen gequält und ertrank schließlich nach einem epileptischen Anfall im Bärenspa des Berliner Zoos. Noch recht fidel ist derweil der Charlottenburger Problembär mit dem brasilianisch klingenden Namen Herthinho. In der letzten Saison tanzte sich das Viech durch die Saison, sozusagen im Sambaschritt. Es gab viel zu bejubeln, denn Hertha BSC, Brotgeber des Problembären Herthinho, stieg wieder in die Erste Liga auf.

Aber dort geht es so weiter, wie es vor gut einem Jahr aufgehört hatte: mit einer Heimniederlage, 0:1 gegen Nürnberg. Hertha hat seinen Horrorrekord ausgebaut und nun 17 Heimspiele hintereinander in der obersten Spielklasse nicht gewonnen; Tasmania haben sie längst überholt. Herthinho, der wegen seiner Tapsigkeit und eklatanten Konditionsschwäche nie mitspielen darf in der ersten Elf, musste mit ansehen, wie sein Team hölzern und ängstlich kickte, wie sie immer wieder hohe Bälle nach vorne schlugen, weil sie kein Zutrauen zu sich selbst und ihrem Kurzpassspiel hatten. Da mag er gedacht haben: Wären wir bloß in der Zweiten Liga geblieben. Da war dufte Stimmung. Mehr als 40.000 Zuschauer waren auch immer da. Logisch, wenn’s fast nur Siege zu sehen gibt, will der vom Leben nicht gerade verwöhnte Durchschnittsberliner dabei sein, da will er auch ein Sieger sein.

Es könnte gut sein, dass Problembär Herthinho, der, seien wir ehrlich, so überflüssig ist wie Bernie Bär (FC Bayern München), Brian the Lion (Bayer Leverkusen) oder Pferd Jünter (Borussia Mönchengladbach), diese Saison nicht richtig ins Tanzen kommt. Am besten, er bucht einen Erholungsurlaub im bayerischen Alpenraum. Dort haben sie bekanntlich stets eine Lösung für die Probleme von Problembären. MV