„Wir bräuchten fünf Welten“

KAPITALISMUS Attac erklärt wie eine Wirtschaft ohne Wachstum funktionieren kann

■ 73, ist Sprecher von Attac Bremen und seit Gründung der Gruppe im Jahr 2002 dabei.

taz: Was sagen Sie zur momentanen Achterbahnfahrt der Aktienmärkte, Herr Hegelin?Werner Hegelin: Die Kurse sollen ruhig rauf- und runtergehen, das stört mich nicht. Wenn Spekulanten etwas verlieren, müssen die sich keine Sorgen machen. Schlimm ist es nur, wenn es um angelegte Renten geht. Wirtschaft darf mit Spekulation nichts zu tun haben. Womit dann? Mit der realen Produktion. Dass umweltschonend und sozial ausgeglichen gewirtschaftet wird. Ist die von Ihnen heute vorgestellte Gemeinwohl-Ökonomie von Christian Felber antikapitalistisch? Felber selbst nennt sie nicht ausdrücklich antikapitalistisch. Er zeigt aber Maßstäbe auf, an denen sich faire Wirtschaftsweisen orientieren können. Zum Beispiel, wie demokratische Beteiligung in einem Unternehmen stattfindet oder wo die maximale Einkommensgrenze liegt. Wer ist Christian Felber? Er ist ein österreichischer Publizist und auch bei Attac aktiv. Aber wir diskutieren nicht nur seine Theorie, sondern weitere Alternativen. Warum braucht es Alternativen? Weil wir fünf Welten brauchen würden, wenn alle Länder so wirtschaften wollten wie wir. Profite müssen sich stetig steigern. Der Verbrauch an Energie und Rohstoffen wächst immer mehr. Es gibt keine Form des Kapitalismus, die nicht auf Wachstum angelegt ist. Warum lesen Sie in der Attac- Gruppe nur aus dem Buch Felbers und laden ihn nicht ein? Wir haben ihn eingeladen. Am 21. September hält er einen Vortrag im Haus der Wirtschaft.

Interview: Laura Koch

Villa Ichon, 20 Uhr