Was tun in Hamburg? :
■ Sa, 6. 12., 20 Uhr, Thalia Theater
Gegen alle Männer
Es ist ein selbst erlittenes Liebesdesaster, das der schwedische Fin-de-siècle-Schriftsteller Hjalmar Söderberg 1906 in seinem einzigen Drama „Gertrud“ verarbeitet hat: Kurz zuvor hatte er vom Verhältnis seiner Geliebten Maria von Platen mit einem sehr viel jüngeren Mann erfahren. Im Stück langweilt sich die Opernsängerin Gertrud in einer erkalteten Ehe, flüchtet in eine Beziehung mit einem jüngeren Mann, ist aber schließlich auch von diesem enttäuscht und entscheidet sich gegen alle Männer und möglichen Beziehungskonstellationen. Und für ein selbstbestimmtes Leben gegen alle gesellschaftlichen Konventionen. Am Thalia Theater inszeniert Eirik Stubø das selten gespielte Stück mit Maja Schöne in der Hauptrolle.
■ Do, 11. 12., 18 Uhr, Michelle Records; Do, 18. 12., 20.30 Uhr, Golem
Klappernder Nussknacker
Vor drei Jahren hat der Hamburger Perkussionist und Klangkunst-Produzent Sven Kacirek für sein beeindruckendes Kenia-Klangsammel-Projekt „The Kenya Sessions“ den Preis der deutschen Schallplattenkritik eingeheimst. Nun hat er sich Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“ vorgenommen, hat es neu arrangiert, mit Schlagwerk eingespielt und so eine bislang ganz verborgen gebliebene Klangwelt des Klassikers eröffnet: Ein Nussknacker, der irgendwo zwischen Musique-concrète-Zitaten, Jazz und Elektronik herumklappert. Live bringt Kacirek die „Nutcracker Sessions“ nun gemeinsam mit der Choregrafin Antje Pfundner auf die Bühne, die das bekannteste Ballett der Tanzgeschichte auf der Grundlage eigener Erinnerungen ganz minimalistisch interpretiert.
■ Mi, 10. 12., 20 Uhr, Lichtmess Kino
Einfach kompliziert
Einen einfachen Film über komplizierte Angelegenheiten nennt der Filmemacher Rami Hamze seine Dokumentation „Der große Demokrator“. 10.000 Euro an Spendengeldern hat er gesammelt und den BürgerInnen im Kölner Stadtteil Kalk zur freien Verfügung gestellt. Wie sie das Geld im Stadtteil investieren wollen, sollten sie selbst entscheiden, unter dem Motto „Kalk für alle“ konnten alle mitmachen. Eine klare demokratische Angelegenheit also: Mitbestimmung statt Ausschlussverfahren. Aber was so einfach klingt, nimmt bald ganz komplizierte Formen an. Und siehe da: Ganz schnell gerät das Allgemeinwohl aus dem Blick. Am Mittwoch präsentiert Hamze seinen Film im Lichtmess Kino in der Reihe „Der politische Film“ der Friedrich-Ebert-Stiftung. Anschließend diskutiert er mit der Volkswirtin Mone Böcker.
■ Do, 11. 12., 20 Uhr, Lichtmess Kino
Tango-Hommage
Große Augen machen die Argentinier: Der Tango soll in Finnland erfunden worden sein? Das zumindest behauptet Finnlands bekanntester Regisseur Aki Kaurismäki. In Viviane Blumenscheins humorvoller Tango-Hommage „Mittsommernachtstango“ machen sich drei argentinische Musiker in Finnland also auf die Suche nach den wahren Ursprüngen des heißblütigen Tanzes – und entdecken auf einem Roadtrip durch das Land der Saunen, Seen und schweigenden Menschen eine Sprache der Melancholie ganz unabhängig von Kultur und Herkunft. MATT
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