Uniklinik streicht das Rote Kreuz

VERTRAGSKÜNDIGUNG 770 Krankenschwestern und 200 Pflege-Azubis sollen künftig nicht mehr im UKSH arbeiten. Ihre Stellen sollen erhalten bleiben

Damals trugen die Schwestern noch Häubchen: Seit 150 Jahren arbeiten das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Universitätskliniken in Schleswig-Holstein (UKSH) zusammen. Zurzeit entsenden die Schwesternschaften 770 Pflegekräfte und gut 200 Azubis an die Kliniken in Kiel und Lübeck. Nun will das UKSH den Vertrag lösen.

Der Grund ist der Aufschlag, den die Schwesternschaften über die reinen Löhne hinaus für die Vermittlung fordern: „Diese Kosten stehen in keinem Verhältnis, sie treiben die Löhne auf das Dreifache des Üblichen“, sagt Klinik-Sprecher Oliver Grieve. Das DRK kritisiert die Vertragskündigung kurz vor Weihnachten: „Wir wollten im Sommer regulär in die Verhandlungen gehen“, sagt Maria Lüdeke, Oberin der Kieler DRK-Schwesternschaft. Sie hofft, dass es doch noch eine Lösung gibt – bis Ende 2015 ist Zeit.

„Wir entlassen niemanden“, sagt Grieve. Tatsächlich will das UKSH, schon heute Schleswig-Holsteins größter Arbeitgeber, sogar Stellen schaffen und die Rot-Kreuz-Schwestern durch eigene Beschäftigte ersetzen. Damit sollen interne Abläufe vereinfacht werden. Die Entscheidung sei keine Kritik am Personal: „Wir sind mit den Pflegekräften sehr zufrieden, sie sind hoch motiviert, die Arbeit läuft sehr gut.“ Nur auf die Vermittlung durch die Schwesternschaft möchte das UKSH verzichten.

Oberin Lüdeke widerspricht: „Wir fordern keine überzogenen Summen, wir sind günstiger als das UKSH selbst sein könnte.“ Die Schwesternschaften seien eben keine Zeitarbeitsfirma, die in Jobs vermittelt und daraus Gewinne zieht, sondern ein Verein mit großen Vorzügen für die Mitglieder: „Wir engagieren uns berufspolitisch und bilden fort. Und unsere Mitglieder sind Teil einer großen Gemeinschaft.“

Das bleiben sie auch, wenn der Vertrag mit dem UKSH endet: „Wir finden neue Stellen“, so Lüdeke. Sie hofft aber weiter, dass es zu einer Einigung mit der Uniklinik kommt. Generell herrscht in Schleswig-Holstein Mangel an Pflegekräften. Dennoch hat die Ankündigung des UKSH unter den Rot-Kreuz-Schwestern Ängste vor Jobverlusten ausgelöst.

ESTHER GEISSLINGER