hamburger szene
: 47 11

47 11 ist es: Ein unverkennbarer Geruch aus Kindertagen, der alles beherrschend in der Luft hier im S-Bahn-Waggon liegt. Erfrischungstücher, Marke Echt Kölnisch Wasser, sind die Geheimwaffe aller Tanten und ein Indiz für den Sommer. Den scheint es also doch noch zu geben. Ich träume von tropfendem Zitroneneis von Café Venezia, Spiritusschwaden am Elbstrand, planschenden Kindern im Stuhlmannbrunnen, nackten Füßen, Open-Air Kino im Schanzenpark und Kindergeschrei im Freibad Stadtparksee.

Auch die Make-Up-Ränder an den Hemdkrägen anderer S 1-Fahrgäste und ihre glänzenden Gesichter, schon auf dem Weg zur Arbeit, lassen heute erhöhte Temperaturen erwarten. In der Illustrierten meiner Sitznachbarin lese ich Tipps zum richtigen Umgang mit dem Sommer: Beine rasieren, Fußnägel lackieren, Flip-Flop-Moden diskutieren. Gegen Hitze solle man sich vorausschauend wappnen. Selbst die Schellfische verzögen sich langsam in Richtung Pol und die Zahl der Hitzetode in Deutschland steige kontinuierlich. Computer und Monitore solle man tagsüber am besten abschalten, unterm Schreibtisch die Füße baden und ansonsten die Getränkeindustrie unterstützen.

Vor dem Rechner dann klebt mir stattdessen das Mousepad am Unterarm. Die Milch im Kaffee flockt, der Schokoladenriegel schmilzt und die Kollegen entblättern sich zusehends. Selbst die Fliegen scheinen benommen und donnern wie bescheuert gegen das Fenster. KATRIN BONNY