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Sommer in der Stadt. Die Jazzclubs (gibt es mehr als zwei?) machen Ferien, wie sich das für Institutionen der Hochkultur gehört (siehe Schauspielhaus, Thalia etc.). Und doch – Biergartenwetter hin oder her: Auch in der folgenden Woche gibt’s höchst interessante Musik zu erleben. Da ist zum Beispiel die Band Phase II Corp., die sich im letzten Jahr zusammenfand. Die Korporierten spielen im Brotberuf erfolgreichen Pop bei Stefan Gwildis, „Roachford“, „Orange Blue“ und so weiter. Unter eigener Flagge segeln sie allerdings in Richtung Funk & Soul, D’Angelo und, nicht zuletzt, Stevie Wonder. Die Verdammten des Musikbusiness, von allen Fesseln befreit – klingt vielversprechend.

Als The Twang 1998 in Braunschweig ihr Repertoire um Hits aus den eher entfernten Genres HipHop, Metal oder Disco erweiterten, wusste die Welt noch nicht, wie „Countryfication“ geschrieben werden sollte. Inzwischen haben „Texas Lightning“ für Deutschland einen Grand Prix der Herzen gewonnen, Butch Meier ist der Country-Gott von St. Pauli, und „Boss Hoss“ fahren in Berlin auf den Trittbrettern mit. Wenn also „The Twang“ jetzt mit neuem Album auf großer Tour sind, dann ergibt sich die Chance, mal wieder das Original zu sehen. Soweit es hierbei überhaupt so etwas wie ein Original geben kann.

Dass ernst gemeinter Jazz und Sommer auch gut zusammenpassen, will das Malte Schiller Quartett aus Bremen beweisen. Die sympathischen Twenty- Somethings firmieren zwar ganz old-school-mäßig unter dem Namen des Saxophonisten – in Wirklichkeit tragen auch Bassist, Schlagzeuger und der Pianist eigene Stücke bei. Das lässt natürlich vermuten, dass auch der Jazz dieses Quartetts kaum alten Konventionen folgt. Im Feuilleton geht ja die Rede von der jungen Generation des Jazz in Deutschland. Hier ist sie zu erleben.

Patchanka nannte Manu Chaos Band „Mano Negra“ einst ihr Debüt-Album. So mag es klingen, wenn Europäer mit hartem Akzent versuchen, über den altehrwürdigen „Pachanga“ zu sprechen, und diese transatlantische Härte beschreibt ganz gut Chaos kantigen Mestizo-Sound, einen Bastard aus Ska, Punk, Latin-Grooves und Reggae. In Kopenhagen hatten 2002 fünf Freunde den dänischen Winter satt, erklärten sich zu Mestizos im Geiste und gründeten unter dem Namen „Patchanka“ eine Band, um ihren eigenen Sommer loszutreten. Inzwischen sind sie in Roskilde ebenso zuhause wie in Barcelona unterwegs – und kommenden Mittwoch eben im Hafenklang Exil. TOBIAS RICHTSTEIG

Phase II Corp.: Do, 19. 7., 22.30 Uhr, Haus 73 Anbau The Twang: So, 22. 7., 21 Uhr, Knust Malte Schiller Quartett: Mo, 23. 7., 22 Uhr, Planet Subotnik Patchanka: Mi, 25. 7., 22 Uhr, Hafenklang Exil