Brummibetriebe sollen grüner werden

Im Projekt „Ökologik“ haben fünf Logistik-Unternehmen und eine Berufsbildende Schule aus Norddeutschland daran mitgearbeitet, Transportwesen und Umweltschutz besser zu vereinbaren. Am Ende allerdings zählt immer: der Profit

Die Wörter Logistik und Umweltfreundlichkeit klingen widersprüchlich: hier stinkende Brummis, die lärmend und stinkend über die Autobahnen jagen, dort emissionsfreie Stille. Mit dem Projekt „Ökologik“ haben die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück und das Mannheimer Institut für angewandte Verkehrs- und Tourismusforschung (ITV) versucht, die offensichtlichen Gegensätze zu vereinbaren.

Zusammengesetzt ist der Projektname aus den Begriffen Ökologie, Logistik und Kommunikation, und Ziel des Ganzen war eine nachhaltige Mitarbeiterqualifikation. Denn Güter- und Logistikunternehmen, so die These, müssen heutzutage immer höhere Anforderungen an den Umweltschutz erfüllen. Bei der Ausbildung von Speditionskaufmännern und -frauen allerdings spielt das Thema häufig lediglich eine untergeordnete Rolle.

Deutschlandweit haben 15 Speditionen sowie drei Berufsbildende Schulen an der zweijährigen Maßnahme teilgenommen. Sie wurden in die Gruppen Nord, Süd und West unterteilt. Die angehenden Speditionskaufmänner und -frauen der Berufsbildenden Schulen am Pottgraben in Osnabrück etwa haben in dieser Zeit eine Abfallfibel zusammengestellt, die die Speditionen an Auszubildende und Mitarbeiter verteilen können.

Neben dem Abfall sind Leerfahrten in großes Problem in der Speditionsbranche: Etwa 15 Prozent aller Fahrten ihres Unternehmens würden mit leerem Frachtraum unternommen, sagt Imke Frye, Gesellschafterin der Spedition Frye im niedersächsischen Melle, die zu einem von fünf Unternehmen in der Gruppe Nord gehörte. Die Reduzierung dieser Leerfahrten ist die Konsequenz, die die Spedition aus dem Projekt zieht. Dazu sollen neue Routenpläne erstellt werden und Truckstops eingerichtet werden, damit die Fahrer nicht jeden Morgen in Melle starten müssen.

Andere Speditionen denken schon länger an den Umweltschutz. So hat die Osnabrücker Firma Hellmann ihn bereits 1992 zum Firmenprinzip erhoben – und sollte nun als Patenunternehmen kleinen und mittelständischen Unternehmen zeigen, wie es geht. Neben gutem Abfallmanagement, sagte Reinhard Szyszka, Leiter Qualitäts- und Umweltmanagement, brauche man „einen Notfallplan, um schnell eingreifen zu können, wenn etwas passiert“. Einen solchen Plan, vermutet Szyszka, habe es soeben im Fall Vattenfall wohl nicht gegeben.

Doch gerade für die kleineren Unternehmen hat alles grüne Engagement auch seine Grenzen. „Ich wollte vor allem, dass meine Auszubildenden ein Bewusstsein für Umweltprobleme bekommen“, sagt Imke Frye. Was allerdings ihr Unternehmen betrifft, hat eines vor dem Umweltschutz ganz klaren Vorrang: der Profit. „Kosten zu sparen ist für eine Spedition sehr wichtig“, sagt sie. Gerade in Zeiten, in denen sich die Branche einer harten Konkurrenz in Osteuropa gegenüber sehe. ANNE REINERT