Jahresendabrechnung von Tim Caspar Boehme

Roman des Jahres

Thomas Kapielski: „Je dickens, destojewski!“ (Suhrkamp). Liebe und Tod, Bier und Hartz IV in Kapielskis erstem Roman, der sich selbst eifrig befragt und auch die Ansprache des Publikums nicht scheut.

Politisches Buch des Jahres

Lukrez: „Über die Natur der Dinge“ (Galiani). Ein philosophisches Gedicht, von Klaus Binder mit fließender Prosa in die Gegenwart gerettet – hilft im Zweifel gegen religiösen Fundamentalismus jeglicher Couleur.

Buch zum Verschenken

Murasaki Shikibu: „Die Geschichte vom Prinzen Genji“ (Manesse). Der mutmaßlich erste Roman der Welt, vollständig übersetzt und in schimmernd-violettes japanisches Leinen geschlagen. Für Analog-Haptiker.

Buch zum Angeben

Slavoj Zizek: „Weniger als nichts – Hegel und der Schatten des dialektischen Materialismus“ (Suhrkamp). Hegel erinnern, wiederholen, durcharbeiten: diesmal hat Zizek sich selbst übertroffen – auf 1.400 Seiten!

DVD/Hörbuch

Walter Kirn: „Blut will reden“ (Parlando). Eine haarsträubende Geschichte über Täuschung, falsche Freunde und Klassenunterschiede, in bewährter Knarzigkeit gelesen von Christian Brückner.

■ Tim Caspar Boehme ist Autor der taz.