OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Was Millionen von offenbar durchgeknallten Menschen vor zehn Jahren dazu trieb, die tödlich verunfallte Prinzessin Diana hysterisch zu betrauern, wird wohl eher ein Rätsel bleiben. Schließlich war die Dame doch nun wirklich nichts anderes als eine dieser lästigen mediengeilen Society-Tussen mit zu viel Geld, aber deutlich zu wenig Grips, der es zu allem Überfluss auch noch gelang, sich als Mutter Teresa für Arme (okay, das ist jetzt ein blöder Witz) zu stilisieren. Und so hegt man in Stephen Frears’ satirischem Drama „The Queen“ auch sofort erhebliche Sympathie für die britische Königin (Helen Mirren), die nach dem Ableben der Ex-Schwiegertochter erst einmal Dienst nach Vorschrift macht und hofft, der Verstand der Untertanen werde sich schon wieder einstellen. Doch da hat sie die Rechnung ohne den damals frisch im Amt befindlichen Premierminister Tony Blair (Michael Sheen) und dessen Berater gemacht, die die Spielregeln der Mediendemokratie deutlich besser beherrschen und für sich zu nutzen wissen. Frears’ fiktive Schilderung der realen Ereignisse zieht Hof und Downing Street gleichermaßen durch den Kakao, analysiert dabei jedoch genauestens die Macht der Medien und den Opportunismus von Politikern – und lässt allen Beteiligten letztlich trotzdem ihre Würde.

Im Vergleich zu seinem Kollegen Sydney Pollack, der kürzlich mit „Sketches of Frank Gehry“ ein zwar unterhaltsames, aber gleichwohl mit seinen Interviews und Büroalltageinblicken eher konventionelles Porträt des kanadischen Starbaumeisters geschaffen hatte, ist Regisseur Heinz Emigholz ein Asket: In „Schindlers Häuser“ zeigt er rund anderthalb Stunden lang unkommentierte Aufnahmen von 40 Gebäuden, die der aus Österreich stammende moderne Architekt Rudolph Schindler zwischen 1921 und 1952 in Südkalifornien errichtete. Zum einen arbeitet Emigholz dabei die Autorenschaft Schindlers heraus, dessen Vermeidung traditioneller Grundrisse, seinen unkonventionellen Umgang mit Raum und den Räumen, die sich immer irgendwie ineinanderschachteln und dann aufzulösen scheinen. Zum anderen aber interessiert Emigholz etwas ganz anderes als etwa Pollack, der den Menschen und Künstler hinter den Bauten zu porträtieren sucht: Emigholz geht es um die Einbettung so genannter Autoren-Architektur in kulturelle und soziale Zusammenhänge. Zudem ist in Bild und Ton stets das Leben präsent: die Natur, die Bewohner und Nutzer der Gebäude, ihre Spuren. Insofern ist „Schindlers Häuser“ nicht nur ein Film über Architektur, sondern auch ein Essay über das Dasein als solches.

Mit einer Reihe zum „Summer of Love“, der Hippie-Gegenkultur vor 40 Jahren, verabschiedet sich das Zeughauskino in die Sommerpause. Dazu gehört auch Antonionis Aussteigerfantasie „Zabriskie Point“, in der der italienische Regisseur auf ein von Vietnamkrieg und Studentenunruhen erschüttertes Amerika blickt, das den Ausverkauf seiner Mythen betreibt und sich der Scheinwelt der Reklame hinzugeben scheint. Ein reichlich desillusionierender Psychedelic-Trip. LARS PENNING

„Die Queen“ 20. 7. im Freiluftkino Waschhaus Potsdam; 23. 7. im Freiluftkino Schloss Charlottenburg

„Schindlers Häuser“ 22. 7. im International

„Zabriskie Point“ 21. 7. im Zeughauskino