„Geschenk meines Lebens“

VORTRAG Eine Mitarbeiterin des Hospiz Horn schildert, wie man Kindern den Tod erklären kann

■ 60, die Sozialpädagogin berät für das Hospiz Horn e. V. Eltern und Erzieher im Umgang mit Trauer

taz: Frau Ruzicka, hilft es Kindern, wenn man ihnen sagt, dass die geliebte Oma jetzt im Himmel ist?

Margrit Ruzicka: Kommt darauf an: Wenn eine Familie sehr christlich ist, wäre es komisch, wenn diese Vorstellung nicht vertreten werden würde. Aber wenn das nicht so ist, müssen Sie sich fragen: Warum sollte ich etwas erzählen, woran ich selbst nicht glaube? Übrigens fragen die meisten Kinder sowieso nicht, wo die verstorbene Person jetzt ist.

Warum?

Auch Kinder haben schon Erfahrung mit dem Tod. Mit drei, vier Jahren fangen Kinder an, Fliegen im Garten zu vergraben. Nach zwei Wochen ist die Fliege nicht mehr da und die Kinder haben eine Erkenntnis. Kinder haben selbst unendlich viele Ideen, was mit dem Menschen geschehen ist. Man sollte ihnen zuhören und ernsthaftes Interesse zeigen.

Gibt es ein Alter, in dem der Tod für Kinder besonders schwierig zu verarbeiten ist?

Bei Säuglingen. Viele denken, die kriegen nichts mit. Aber gerade in diesem Alter sind Kinder sehr empfindlich für Stimmung und Atmosphäre. Wenn Erwachsene in ihrer Anwesenheit trauern, wütend sind und weinen, werden Säuglinge unruhig und ängstigen sich. Sie können aber nichts sagen.

Wie verarbeiten Sie selbst diese Begegnungen mit dem Tod?

Ich mache das jetzt seit 14 Jahren. Die ersten fünf davon waren äußerst schwierig für mich. Ich musste mir Dinge überlegen, damit ich die Ängste anderer Leute nicht auf mich übertrage. Aber heute empfinde ich diese Arbeit als Geschenk meines Lebens. Man lernt so viel über das Leben und ich liebe meines zutiefst.

Interview: Laura Koch

Haus der Wissenschaft, 11 Uhr