Barfuß läuft keiner mehr zu Olympia-Gold

SCHUHWERK Die Sportartikel-Branche verkauft gerne teure Spezial-Laufschuhe. Orthopäden empfehlen sie bei Sportlern, die leicht umknicken oder Fußfehlstellungen haben. Wer keine Probleme hat, kann sparen

„Für Läufer ohne Probleme reichen günstige Schuhe“

Bernd Augustin, Orthopäde

Bei den Olympischen Sommerspielen in Rom lief Abebe Bikila 1960 Marathon-Weltrekord und holte die erste Goldmedaille für Schwarzafrika. Das wirklich Besondere: Der Äthiopier lief als einziger Teilnehmer barfuß.

Fünfzig Jahre später ist die Sportartikel-Branche zumindest hierzulande riesig, für viel Geld kaufen sich selbst Hobby-Läufer sehr spezielle Marken-Joggingschuhe. „Beim Kauf von Laufschuhen zu sparen, wäre der falscheste aller Wege“, sagt Helge Meise vom Laufwerk, einem Hamburger Sportgeschäft. Laufen sei zwar eine gesunde Sportart, der Körper sei dabei aber auch einigen Belastungen ausgesetzt. Der Fachhändler sagt: „Schuhe aus dem Supermarkt oder vom Kaffeeröster können das nicht auffangen.“

Wer mehrere Sportarten ausübe, brauche auch mehrere Spezialschuhe, sagt Meise. „Die Anforderungen an Dämpfung und Abrollverhalten sind zu individuell, als dass man mit einem Schuh alle Sportarten abdecken könnte.“ Allerdings müsse man nicht immer das teuerste Exemplar kaufen, sagt Christine Kecskès, Inhaberin des Niendorfer Laufladens. „Hauptsache immer ein Laufschuh, und immer mit entsprechender Beratung.“

Jürgen Walpert, Gelenk- und Fußexperte in der Hamburger Privatklinik Fleetinsel, hält eine Investition in Laufschuhe ebenfalls für sinnvoll. „Hat jemand einen Knickfuß und läuft lange Strecken, überfordert er auf Dauer das Sprunggelenk und riskiert Knorpelschäden.“ Spezielle Laufschuhe könnten dem entgegenwirken.

Bernd Augustin, Arzt am Centrum für Orthopädie und Schmerztherapie in Blankenese, schränkt ein: „Spezielle Laufschuhe machen nur Sinn bei deutlicher Fußfehlstatik oder wenn der Sportler dazu neigt, umzuknicken.“ Für den normalen Läufer ohne nennenswerte Probleme reiche auch der normale Joggingschuh, den es günstiger zu erwerben gibt.

Nach seinem Olympiasieg in Rom hatte Abebe Bikila genügend Geld, um sich teure Treter zu kaufen. In Tokio wiederholte er 1964 beschuht seinen Erfolg – er verteidigte sein olympisches Marathon-Gold. DBÜ/FRE