DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Anakonda-Stunt

Was sagt uns das? Peinlich wird es dann, wenn selbsternannte Tierforscher eine größere Klappe haben als die Tiere selbst

Beinahe hätte eine Riesenschlange ihn lebendig aufgefressen. Aber kurz vorher entkam der Urwaldfilmer und selbsternannte Naturforscher Paul Rosolie dem Anakondamaul.Was wie ein gefährliches Abenteuer im Urwald klingt, spielte sich jüngst in einer TV-Sendung des Discovery Channels in den USA ab. Der groß angekündigte Stunt, in dem sich Paul Rosolie von einer knapp zehn Meter langen Anakonda auffressen und wieder ausspucken lassen wollte, entpuppte sich aber als Flop.

Ursprünglich sollte die Schlange den 27-Jährigen verschlingen. Stattdessen umschlang sie seinen Körper so fest, dass er Schlimmes befürchtete. Er brach die Aktion ab und ließ sich von seinem Team retten – zur Enttäuschung der Zuschauer.

Der Anakondastunt war bereits im Vorfeld umstritten. Die Tierschutzorganisation Peta hatte Tierquälerei angeprangert und über 30.000 Unterschriften gesammelt. Peta bezeichnete die Aktion als „offenkundigen Werbestunt“, womöglich auch für den Sender Discovery. Dennoch hatten viele der Ausstrahlung entgegengefiebert. Der Trailer zur Show hatte im Netz über 18 Millionen Klicks.

Umso enttäuschter fiel die Reaktion aus. „Das Einzige, was die Anakonda verschluckt hat, sind zwei Stunden meines Lebens“, schrieb ein Twitternutzer. Eigentlich sollte der TV-Stunt auf die Rodung des Regenwalds als Lebensraum der Schlangen aufmerksam machen. Auch darauf reagierten entrüstete Zuschauer: „Als ob das auf irgendetwas anderes aufmerksam machen würde als auf die Geistesgestörtheit dieses Mannes.“ Eine Schlange zu quälen, um auf ihren bedrohten Lebensraum aufmerksam zu machen, bleibt fragwürdig. Da hätte man genauso gut Nicki Minaj noch einmal halbnackt durch den Urwald tanzen lassen können. NORA PFÜTZENREUTER