„Das Heim ist nicht das Ende“

Neue Wohnformen für alte Menschen in Harburg

■ 54, ist Gerontologin und arbeitet für die Hamburger Koordinierungsstelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften.

taz: Frau Petersen, es ist leicht zu verdrängen, dass wir selbst und unsere Angehörigen einmal alt und vielleicht auch pflegebedürftig sein werden. Warum sollten wir uns dem stellen?

Ulrike Petersen: Weil es uns viel gelassener in die Zukunft blicken lässt, wenn wir wissen, was geschieht, sobald es zu Hause nicht mehr klappt. Aber die meisten Menschen kommen erst zu uns, wenn die Mutter oder der Vater bereits im Krankenhaus liegen und die Not groß ist.

Aber wann ist rechtzeitig?

Etwa zwei Drittel unserer 30 Projekte in Hamburg sind für Menschen mit Demenz, hier wäre rechtzeitig: die Diagnose. Viele Betroffene leben zwar noch lange zu Hause, aber es ist vorprogrammiert, dass das irgendwann nicht mehr möglich sein wird.

Was ist das besondere an Ihren Pflege-Wohn-Heimen?

Sie sind überschaubar, es gibt zum Beispiel keine anonymen Endlosflure, von den Türen abgehen, sondern gemütliche Zimmer, schöne Wohnküchen und Wohngruppen mit acht bis zwölf Menschen, die zusammenleben. Außerdem legen wir Wert darauf, dass die Menschen auch bei Pflegebedarf möglichst in ihrem vertrauten Stadtteil bleiben können.

Warum ist das wichtig?

Weil die Entscheidung für ein Heim für Angehörige und Patienten ohnehin schon belastend ist. Aber wenn die Menschen in ihrem Viertel bleiben können und sich wohlfühlen, dann ist dieser Abschnitt gleich nicht mehr so schwer. INTERVIEW: ILK

Infoveranstaltung: 16 Uhr, Harburger Rathaus, Harburger Rathausplatz 1