Die schönen Wilden

AUFSTAND Bis zum Jahresende wird im Hamburger Kommunalkino Metropolis in der Reihe „Hollywood Rebellen“ unangepassten Helden ein Lied gesungen

So spricht der Wilde: „Whaddaya got?“ Es ist die berühmte Gegenfrage von Marlon Brando in „The Wild One“ auf „What are you rebelling against, Johnny?“ In der deutschen Fassung wird das mit „Was habt ihr denn?“ zwar halbwegs korrekt übersetzt, aber den provokativ-schnodderigen Ton trifft die Synchronisation nicht einmal ansatzweise. James Dean war ein „Rebel without a Cause“, was auf deutsch „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ hieß. Aber gerade weil die Rebellion von Brando und Dean so schillerte, konnte sich das junge Publikum in den spießigen 50er-Jahren mit ihnen identifizieren. Sie wurden zu den ersten Kino-Ikonen der Jugendkultur.

Eine Filmreihe mit dem Titel „Hollywood Rebellen“ muss einfach mit diesen beiden Filmen beginnen, und Dean in „East of Eden“ von Elia Kazan kommt als Zugabe dazu. Bis zum Ende des Jahres werden im Hamburger kommunalen Kino Metropolis zehn Filme mit charismatischen, subversiven Protagonisten gezeigt. An dieser Reihe kann man schön beobachten, wie die Rebellion Hollywood selbst infizierte, sodass dort für einige Jahre das freiere und wildere New Hollywood herrschen konnte.

In „Cool Hand Luke“ von 1967 spielte zum Beispiel Paul Newman einen Gefängnisinsassen, der gegen die dort herrschenden Verhältnisse kämpft. Wie er wird auch Jack Nicholson als der charismatische Querulant McMurphy in „One Flew over the Cuckoo’s Nest“ von 1975 zu einem Märtyrer für die Veränderung.

In „Badlands“ von Terrence Malick spielt ein sehr junger Martin Sheen einen Jungen, der sich für James Dean hält und den Vater seiner Freundin erschießt. Martin Scorsese hat im Grunde nur Filme über Rebellen gemacht, aber so radikal und visionär wie in „Taxi Driver“ mit Robert de Niro war er selten.

In den 80er-Jahren wurde Hollywood wieder konservativ, und so waren auch die Rebellen harmloser. Einen sanften Rebellen verkörperte Robin Williams in „Der Club der toten Dichter“ als ein Englischlehrer an einer amerikanischen Eliteschule. Dessen Schüler sind brave Jungs, aber mit der Liebe zur Poesie und der antiken Weisheit „Carpe Diem“ legt er in ihnen den Keim zum Widerstand. So wird auch er zu einem jener Widerständigen, die im letzten Akt geopfert werden. Anders als Newman und Nicholson in den wilderen Zeiten wird er allerdings nur entlassen.

Der jüngste Film der Reihe ist „Girl, Interrupted“ von James Mangold von 1999 und in ihm wird eine 18-jährige Rebellin gleich im ersten Akt in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen. Winona Ryder hatte zwar die Hauptrolle, aber Angelina Jolie spielte eine weibliche Ausgabe von Nicholsons McMurphy so gut, dass sie dafür ihren bisher einzigen Oskar bekam.  HIP