Im Dschungel der Symbole

Drei Tage lang beschäftigt sich das „Graffitti and Urban Art Festival“ „end2end“ im eigens umgestalteten Hafenklang in dem weiten Feld des visuellen, urbanen Ausdrucks zwischen Graffitti, Post-Graffitti, StreetArt, Kunst und Kommerz

„Oben keine (!) Tags“ stand letzten Sommer auf einem unscheinbaren orangenen Zettel an der Wand des Erdgeschosses des Kulturvereins Linda. Ganz schlicht, mit gelbem Klebeband befestigt. Ein einfacher Hinweis? Oder doch Bestandteil der Ausstellung Hamburger Post-Graffitti-KünstlerInnen, die das Graffitti-Filmfest „end2end“ begleitete? Schwierig, das definitiv zu entscheiden. Den Umkehrschluss zum verkündeten Verbot zu ziehen, fiel hingegen den meisten leicht. Und so füllten unzählige Schriftzüge hiesiger AerosolkünstlerInnen die weißen Wände zwischen den für kurze Zeit fast zu klassischen Kunstwerken gewordenen visualisierten Willenserklärungen, sich in den urbanen Dschungel der Symbole einzumischen.

Authentische Dokumentation eines immer noch polarisierenden ausdrucksstarken Phänomens war ja auch das erklärte Ziel der MacherInnen des eine Woche dauernden Festivals. Gegen negativ-verzerrte oder gar falsche Darstellungen von Graffitti galt es diesmal mit mehr als einer gezückten Sprühdose zu Felde zu ziehen. Und so gab es neben Lesungen, Dokumentationen oder Foto-Sessions vor allem jüngere Dokumentarfilme zu sehen, die deutlich machten, was die VeranstalterInnen so begeisterte: Writing, Street-Art und Post-Graffitti als „Lichtblick im schlichten und oft prekären Alltag der Großstadt“. Als Versuch, sich einzumischen und vorgefundene Symbole zu verändern. Als Neuentdeckung des urbanen Raums. Mit einem Strich, einer Schablone oder einem Aufkleber.

Auch in diesem Jahr gibt es nun wieder ein „Graffitti and Urban Art Festival“. Allerdings nur drei Tage lang. Dafür mit einem voll gepackten Programm. Über 50 KünstlerInnen und Crews dokumentieren ihr Treiben und stellen ihre Werke aus. Dazu gibt es Musik en masse und wie im letzten Jahr natürlich jede Menge filmisches Material zu begutachten.

Los geht es heute Abend ab 18 Uhr mit HipHop, Reggae, Dancehall und Dubstep im Goldenen Salon, während draußen der Grill angeschmissen wird. Eine Stunde später dann beginnt das Filmprogramm mit „Graffitti Bremen“, „Hamburg Metal“ und dem „Hamburg Graffitti Film“. Parallel dazu können in einer Slideshow bemalte Wände und Züge bestaunt werden. Am Freitag und Samstag öffnen sich die Türen schon um 16 Uhr für Ausstellung, Filme und Live-Siebdrucken mit der „Flshbx“. Um 23 Uhr geht dann jeweils die Party los: HipHop, D’n’B, Jungle, Dubstep und Grime gibt es zu hören.

Rausgegangen wird natürlich auch: Am Donnerstag zieht ab 22 Uhr das mobile Kurzfilmkino „A Wall Is A Screen“ durch den Altonaer Dschungel, während sich sicher nicht wenige in die Symbolwelt der nahe gelegenen Betonwüste einmischen werden.

ROBERT MATTHIES

Do, 26. 7. – Sa, 28. 7., Hafenklang-Exil, Große Bergstraße 178; Programm unter www.wiseup.de/end2end