Einsatz für den Dienstplan

Hamburger Feuerwehrleute protestieren auf der Alster gegen das Arbeitszeitmodell, das Bremen bereits gekippt hat

Die Hamburger Feuerwehrleute sind sauer. Nach Demos zu Land rückten gestern 100 Löscher mit 30 Tretbooten von der Alster her dem Rathaus auf die Pelle. Seit dem 1. März müssen die 1.800 Hamburger Feuerwehrleute nach einem freizeit- und familienfeindlichen 12 Stunden-Schichtmodell arbeiten.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat verfügt, dass Wochenarbeitszeiten bei der Feuerwehr von mehr als 48 Stunden unzulässig sind. Ex-SPD-Innensenator Hartmuth Wrocklage hatte 1999 die Anhebung von 48 auf 50 Stunden verfügt, um den Abbau von 150 Stellen zu kompensieren. Dagegen hatte der Personalrat der Berufsfeuerwehr Hamburg erfolgreich in Luxemburg geklagt.

Mit seinem Vorgehen kippt Innensenator Udo Nagel (parteilos) nun das seit 41 Jahren erfolgreich praktizierte Schichtmodell von 8-, 16- und 24- Stunden und setzte einseitig die 12-Stunden-Schichten durch. Oft liegen die Ruhezeiten aufgrund der Anfahrtwege unter 12 Stunden. Im Schnitt wird nur jedes sechste Wochenende frei sein, sagt Sieglinde Friess von der Gewerkschaft Verdi. Für sie sind Doppelschichten trotz der EuGH-Vorgaben rechtlich möglich, was Hannover und Bremen beweisen. „Wir sind zum 24-Stunden Schichtdienst-System zurückgekehrt“, sagt Lars Hartwig, Personalrats-Chef der Berufsfeuerwehr Bremen. Die Behörde habe erkennen müssen, dass das Modell mit 350 Feuerwehrleuten nicht funktioniert. „Dafür sind das zu wenig Leute“, sagt Hartwig. Bremen stehe ohnehin bei den Brandschutzvorgaben nicht gut da. „Die Funktionstüchtigkeit muss aber rund um die Uhr gewährleistet sein.“

In Hamburg funktioniert das Modell nur, da Feuerwehrwachen nachts ausgedünnt werden. Rettungswagen sowie teilweise der zweite Wagen eines Löschzuges werden nicht besetzt. Dabei ist es schon zu prekären Situationen gekommen, da Verstärkung aus Nachbarregionen mit längeren Anfahrtswegen geordert werden musste. KVA

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