Die Minderheits-Muslime

RELIGION Eine Gemeinde aus Brinkum will für einen toleranten Islam werben. Ihre Mitglieder gelten in manchen Ländern als „Ungläubige“

Ein Dutzend Stellwände präsentieren im Rahmen der Ausstellung „Islam – Geschichte und Gegenwart“ zentrale Themen der Religion. Besucher erfahren im Haus der Wissenschaft, wo die Wurzeln des Islam liegen und wer dessen wichtigste religiösen Persönlichkeiten sind. In diesem Punkt vertreten die Veranstalter, die in Stuhr-Brinkum beheimatete Ahmadiyya Muslim Gemeinde, eine besondere Ansicht: Der Gründer der Reformgemeinde, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, ist für die Mitglieder von großer Bedeutung – für andere muslimische Gemeinden überhaupt nicht.

1889 in Indien startete Ahmad die Bewegung, um „Verkrustungen des Islam zu lösen und Moral hochzuhalten“, sagt Mujib Ata, Sprecher der im Land Bremen rund 300 Mitglieder umfassenden Gemeinde. Weil sie Ahmad den „Verheißenen Propheten“ nennt, wurde die Ahmadiyya Gemeinde anfang der Siebzigerjahre in Pakistan durch die Regierung für „ungläubig“ und „nicht-muslimisch“ erklärt. Diese Ansicht wird nicht nur in Pakistan vertreten: „Viele arabische Länder, wie Ägypten und Saudi Arabien, erkennen die Ahmadiyya nicht als Muslime an“, sagt Imam Zain Sammar vom Vorstand der Schura, dem Dachverband muslimischer Gemeinden in Bremen. Die Ahmadiyya ist nicht Mitglied. Man habe aber nichts gegen die Reformgemeinde, sagt Sammar. „Wenn sie sich selbst als Muslime sehen, ist das doch in Ordnung.“ Im Haus der Wissenschaft weiß man um die Stellung von Ahmadiyya: „So haben wir die Möglichkeit zu zeigen, dass auch der Islam Strömungen hat, genau wie das Christentum“, sagt Vorstandsvorsitzender Gerold Wefer. Darum bemüht sich auch die Ahmadiyya: „Wir wollen mit der Ausstellung einen friedlichen und offenen Islam zeigen“, sagt Sprecher Ata. Häufig begegnen dem Besucher auf den Stellwänden deshalb Themen wie die „Gleichstellung der Geschlechter“ und Verhinderung von religiösen Zwang.

Ein besonderes Thema der Ausstellung ist die Beschäftigung von Johann Wolfgang von Goethe mit dem Islam. Besonders im hohen Alter hat sich der Dichter oft mit dem Koran befasst. Die Stellung der Frau im Islam ist für die Veranstalter ein wichtiger Aspekt, gleich auf zwei Wänden gezeigt. Laut einer selbst durchgeführten Umfrage der Ahmadiyya Gemeinde äußerten sich 92 Prozent des Publikums positiv über die Exponate. Täglich kämen im Schnitt 71 BesucherInnen. Laura Koch

Noch bis zum 27. August